Ski-Streit sorgt für Unsicherheit

von Redaktion

München – Wie Christina Schön aus München geht es wohl aktuell vielen Menschen in Bayern. Sie fürchtet, dass sie ihren Lebenspartner, der in Südtirol lebt, an Weihnachten nicht besuchen kann. Oder dass sie danach zehn Tage in Quarantäne muss – ohne Lohnfortzahlung. „Ich nehme das als große Härte und soziale Ungerechtigkeit wahr“, schreibt sie in einem offenen Brief. Seit Beginn der Pandemie habe sie sich streng an die Regeln gehalten, sowohl privat als auch bei der Arbeit. Sie arbeitet als Audiologieassistentin an der Helios Klinik in München. „Meine Überstunden und meinen Resturlaub möchte ich nun Ende des Jahres nutzen, um bei meinem Lebenspartner zu sein.“ Ihrer seelischen Gesundheit zuliebe möchte sie zu ihrem Partner reisen können – ohne dafür Konsequenzen fürchten zu müssen.

Grund für ihre Unsicherheit ist der aktuelle Streit zwischen Bayern und Österreich über die Öffnung der Skigebiete. Nachdem sich Österreich gegen eine europaweite Schließung der Pisten ausgesprochen hatte, kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an, dass künftig auch Tagestouristen bei der Rückkehr nach Bayern in Quarantäne müssen. Der kleine Grenzverkehr ohne Quarantäne soll laut Kabinettsbericht nur noch mit triftigen Gründen möglich sein. Geschäfte des täglichen Bedarfs oder familiäre Angelegenheiten bleiben vor allem für Bewohner der Grenzregion also weiter ohne Quarantäne möglich. Aber wie sieht es mit mehrtägigen Familienbesuchen über Weihnachten im Ausland aus? Auch für Bayern, die nicht in der Grenzregion wohnen, wie etwa Christina Schön? Diese Fragen blieben am Freitag noch offen. Die Juristen im Gesundheitsministerium feilten bis Redaktionsschluss noch an der neuen Einreise-Quarantäneverordnung.

Das österreichische Bundesland Tirol jedenfalls revanchierte sich noch am Donnerstag für Bayerns Ankündigung und verschärfte seinerseits erneut das Nachtfahrverbot für Lastwagen – ein ewiger Zankapfel zwischen Bayern und Tirol. „So etwas tut man unter Nachbarn nicht“, schimpfte Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) am Freitag. Man brauche hier keine neuen Verbote, sondern mehr Nachbarschaftlichkeit.

Die wiederum erwartet Tirol offenbar für seine Skigebiete. Denn bei der Öffnung der Pisten will sich das Land aus Bayern nicht dreinreden lassen. „Wenn es die Infektionszahlen zulassen, werden wir uns das Skifahren auch von Bayern nicht nehmen lassen“, sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Freitag. Das müsse auch Söder zur Kenntnis nehmen.

In der Grenzregion sorgt dieses Hickhack für Kopfschütteln. „Ich verstehe die Leute draußen, dass sie wütend werden“, sagt Garmisch-Partenkirchens Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU). Sie könne den Kurs der Staatsregierung nicht mehr nachvollziehen. Die Hängepartie für die Skigebiete bezeichnet sie als „faulen Kompromiss“.

Immerhin eine gute Nachricht gibt es für Wintersportler: „Langlauf ist in Bayern erlaubt“, sagt Katrin Nikolaus, Sprecherin des bayerischen Wirtschaftsministeriums. „Loipen dürfen gespurt werden.“ Die Regionen würden in der Regel eigene Schutzkonzepte umsetzen. Für das Langlaufen fehlt also nur noch der Schnee. ff/cf/cla

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