Christbäume heuer begehrter denn je

von Redaktion

VON SUSANNE SASSE

Percha/Oberhaching – Sogar die Blaufichten gingen weg – obwohl Julia Zwick von ihnen abgeraten hat. Die 31-Jährige verkauft in Percha bei Starnberg Weihnachtsbäume und hat so ein erstes Adventswochenende wie heuer noch nicht erlebt: „Ich habe schon am Samstag so viele Bäume verkauft wie sonst erst am Freitag vor Weihnachten“, erzählt sie. 50 Stück gleich zum Verkaufsstart. „Normalerweise verkaufe ich da fünf Stück“, berichtet sie.

Normal ist in diesen Corona-Jahr eben nichts. Normalerweise verdient Julia Zwick ihren Lebensunterhalt in der Eventbranche. Seit vier Jahren ist sie zum Beispiel Serviceleiterin im Schützenfestzelt auf dem Oktoberfest, stemmt Events in der Gastronomie oder auf Messen. Heuer sind ihr 25 Prozent des Umsatzes weggebrochen. Statt Gäste zu umsorgen, schwang Julia Zwick heuer also die Motorsäge und die Sense. „Ich hatte ja nichts zu tun, und so senste ich mit meiner Schwester Elisa, die normalerweise als Eventfloristin für Dallmayr und das Hilton arbeitet, heuer im Sommer das Gras und Gestrüpp rund um die Christbäume auf unseren Plantagen.“ Mit Nordmanntannen, Schwarzkiefern und Blaufichten kennt sie sich aus. Vor 30 Jahren begannen ihre Eltern damit, Weihnachtsbäume anzupflanzen. Doch dass sie am Adventssonntag um 5 Uhr in die Plantagen müssen, um Weihnachtsbaum-Nachschub zu schneiden, das haben ihre Eltern noch nie erlebt.

Auch bei anderen Christbaumverkäufen in Bayern wurden am ersten Adventswochenende weit mehr Bäume verkauft als sonst. So etwa beim Großhändler Silvatrees, der Stände unter anderem in Sauerlach, Weilheim, Penzberg, Bad Tölz und Eching betreibt. „Da die Menschen nicht ausgehen dürfen, holen sie sich Weihnachten nach Hause“, sagt Christina Heyduk vom Vertrieb der Firma mit Sitz in Oberhaching. Die Bäume von Silvatrees sind aus eigenen Kulturen in Dänemark, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Jedes Jahr verkauft Silvatrees rund eine Million Stück. Grund zur Eile besteht übrigens nicht, sagt Heyduk: „Es stehen genug Bäume in unseren Plantagen, ausgehen tun sie uns bestimmt nicht.“

In Bayern werden jedes Jahr vier Millionen Christbäume verkauft. Seit vielen Jahren ist die Nordmanntanne der mit Abstand beliebteste Baum, gefolgt von der Blaufichte. Wichtig zu wissen: Nordmanntannen und Kiefern nadeln erst spät und halten auch in der warmen Wohnung bis Weihnachten gut durch, erklärt Julia Zwick. Blaufichten nadeln schneller. „Fichten sollte man nicht vor dem 15. Dezember kaufen“, rät Zwick. Trotzdem hätten sich einige Kunden gegen ihren Rat und jetzt schon für eine Fichte entschieden. Trotz der Nadel-Gefahr. Wohl, weil Fichten ganz wunderbar duften – nach Weihnachten und viel stärker als Nordmanntannen.

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