Wir Enten waren heute früh im Dorf in der Nähe des Sees – und haben dabei etwas Seltsames beobachtet. Klara, Agnes und ich sahen, wie eine Zweibeinerin einige kahle Zweige von einem Kirschbaum abzwickte und mit ins Haus nahm. „Was sie damit wohl will?“, fragte Klara. Zurück am See schnatterten wir noch immer darüber. „Heid is doch da Barbaradog“, blubberte Karpfen Franz-Josef, der uns vom seichten Wasser aus zugehört hatte. Er verriet uns, dass es bei katholischen Zweibeinern einen Brauch gebe: Sie schneiden am Namenstag der heiligen Barbara Zweige von Obstbäumen oder Büschen ab und stellen sie im warmen Haus in eine Vase mit Wasser. Läuft alles gut, treiben die Zweige in der Wärme aus und blühen zu Weihnachten. Sie sollen auch Glück fürs neue Jahr bringen. Der Brauch geht auf eine Legende zurück, die sich die Zweibeiner zur heiligen Barbara erzählen. Diese soll einst vor langer Zeit auf dem Gebiet der heutigen Türkei gelebt haben. Sie wurde der Legende zufolge wegen ihres christlichen Glaubens verhaftet. Als man sie zum Gefängnis führte, streifte sie einen Zweig. Sie nahm ihn mit und stellte ihn in eine Vase. Der Zweig soll genau an dem Tag aufgeblüht sein, an dem die arme Barbara hingerichtet wurde. Eure Paula