München – Die katholische Pfarrei Sankt Maximilian in München will in Corona-Zeiten besonders betroffenen Künstlern zur Seite stehen. In den kommenden Wochen lässt die Gemeinde des bekannten Pfarrers Rainer Maria Schießler in 35 Gottesdiensten und Andachten Profimusiker auftreten und zahlt dafür Gagen.
Sie holen in der Advents- und Weihnachtszeit freischaffende Künstler in Ihre Kirche. Warum?
Als klar war, dass es wieder zu einem Lockdown kommt und die Kultur abgestellt wird, wir aber weiterhin Gottesdienste feiern können, haben wir gespürt: Da haben manche große Bauchschmerzen. Wieso ist ein Konzerthaus zu, die Kirche aber geöffnet? Der Konflikt bringt uns nicht weiter. Ein Gottesdienst ist natürlich eine ganz andere Veranstaltung als ein Konzert, wo man klatscht und ruft. Wir kennen ganz viele Künstler, die in unserem Viertel leben und wirklich am Existenzminimum sind.
Was ist Ihr Konzept?
Wir haben gesagt: es müsste doch möglich sein, das zusammenzubringen. Wir könnten uns doch Musik machen lassen. Also haben wir einen Aufruf gestartet: Viele Gottesdienstbesucher haben gespendet, die Augustiner-Stiftung hat eine Megaspende von 50 000 Euro geleistet. Damit werden die Honorare für die Künstler gezahlt. Sie geben bei uns keine Konzerte, wir sind ja keine Rechtsbrecher: Wir laden die Künstler ein, unsere Gottesdienste musikalisch zu gestalten. 700 Euro erhält jeder Künstler für seinen Auftritt.
Kann man dafür Karten reservieren?
Nein, es sind ja keine Konzerte. Wir tricksen hier nicht den Gesetzgeber aus. Das sind Gottesdienste – und dafür gibt es weder Reservierungen noch Karten. Wir haben eine Riesenkirche, die Bänke gegen 180 Stühle ausgetauscht, die man schön mit Abstand aufstellen kann. Wir beachten genau das Hygienekonzept. Abgesehen von den Plätzen muss man Maske tragen. Wir brauchen jetzt mehr Solidarität und Zusammenhalt, daher die Unterstützung für die Künstler.
Und wie kontrollieren Sie, dass nicht mehr als 180 Menschen kommen?
Jeder Besucher bekommt ein Glubberl angebracht, eine Wäscheklammer. Sind alle verbraucht, dann ist die Kirche voll. Am kommenden Sonntag um 17.30 Uhr gestalten der Liedermacher Konstantin Wecker mit den Musikern Jo Barnikel und Fany Kammerlander den Gottesdienst. Das wird auch als Livestream im Internet unter www.st.-maximilian.de zu sehen sein.
Interview: Claudia Möllers