München – In der Corona-Krise rät Kultusminister Michael Piazolo (FW) der Schulfamilie zur Gelassenheit. Die Diskussion sei mitunter unnötig emotional und „überfrachtet“, sagte der Minister im Bildungsausschuss des Landtags. Dort scheiterten die Grünen erneut mit ihrem Antrag, ab der 7. Klasse flächendeckend auf Wechselunterricht umzustellen. „Ziel bleibt, die Schulen möglichst offen zu halten“, sagte Piazolo. Außerdem sage die Mehrheit der Epidemiologen, Schulen seien „kein Treiber der Pandemie“. 74,6 Prozent der Schulen, so die aktuellste Zahl, sind derzeit voll im Präsenzunterricht. Nur 168 Schulen (2,7 Prozent) haben auf das Wechselmodell umgestellt, der Rest hat einzelne Klassen in Quarantäne.
Piazolo will seinen Kurs fortsetzen, dabei aber auf Sicht fahren. Das Kultusministerium will Lizenzen für das Digitalprogramm MS Teams (es ermöglicht Live-Unterricht) bis Ende März verlängern – eine Entscheidung gibt es aber, anders als vom Lehrerverband BLLV dargestellt, noch nicht. „Wir sind in Verhandlungen mit Microsoft“, sagte Piazolo.
Der Grünen-Abgeordnete Max Deisenhofer bohrte bei den digitalen Endgeräten für Lehrer nach – anders als angekündigt, wird das dauern. „Wer glaubt, die werden unterm Weihnachtsbaum liegen – das ist illusorisch“, meinte Piazolo. Nach Angaben des CSU-Abgeordneten Gerhard Waschler sind Lieferprobleme ein Grund. Mittlerweile kommt ein Problem hinzu: Datenschutz. Ein Live-Stream aus dem Klassenzimmer, wie ihn technikaffine Lehrer bei geteilten Klassen anbieten, sei nicht unproblematisch, heißt es in einem kultusministeriellen Schreiben vom vergangenen Freitag. Sollten Schüler auf Livebildern zu sehen sein, so müsse die Einwilligung für jeden Schüler bei den Eltern eingeholt werden.
Eine Neuerung gibt es auch bei der Quarantäne von Schülern, in deren Klasse ein Kind Corona-infiziert war. Sie können sich nach fünf Tagen testen lassen, fällt der Test negativ aus, ist die Quarantäne aufgehoben. Bisher war jede Klasse 14 Tage pauschal isoliert. Dies verkündet das Gesundheitsministerium am Mittwoch, sie gilt auch für Schüler, die derzeit in Quarantäne sind. Über die Umsetzung vor Ort entscheiden aber die einzelnen Gesundheitsämter. dw