Mit dem „Astoro“ schneller in die Schweiz

von Redaktion

VON DIRK WALTER

München – Mit der Strecke in die Schweiz hat die Bahn lange gehadert. Sie konnte trotz einer Finanzierungsbeteiligung der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) nicht das Geld auftreiben, um die Strecke zwischen Geltendorf und Lindau zu modernisieren und elektrifizieren. Jahrezehntelang zogen zwei röhrende Dieselloks die Reisewagen Richtung Schweiz, gut fünf Stunden dauerte das auf der kurvigen Strecke. Die Dieselloks fielen öfters aus, erst am Donnerstag blieb wieder ein Zug bei Aubing liegen.

Das ist nun Vergangenheit: Ab Sonntag, wenn der traditionelle Fahrplanwechsel vollzogen wird, setzen DB und SBB den neuen Zug „Astoro“ ein. Die markante Form des Triebzugs erinnert stark an den französischen TGV – was kein Zufall ist, denn auch der „Astoro“ kommt vom französischen Hersteller Alstom.

Mit dem neuen Zug kann die Bahn endlich „wettbewerbsfähige Zeiten“ anbieten, wie Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel sagt. Der Zug kann die auf 160 km/h ausgelegte Strecke voll ausnutzen, weil er mit Neigetechnik ausgestattet ist und sich sanft in die Kurve legt. Drei Jahre lang hat die Bahn gebaut, nicht nur Strommasten aufgestellt, sondern auch Bahnübergänge modernisiert, Stellwerke in High-Tech-Zustand versetzt und Brücken neu gebaut.

In vier Stunden soll es ab Sonntag von München nach Zürich gehen, ab Ende 2021, wenn letzte Technikprobleme überwunden sind, sogar in dreieinhalb Stunden. Statt als „EC“ (Eurocity) fährt der Zug künftig als „ECE“ (Eurocity Express). Nicht ganz zufällig ist der neue Zug zu einem Drittel, also sehr üppig, mit 1.-Klasse-Waggons ausgestattet. „Die Schweizer fahren gerne erster Klasse“, sagt Martin Hinz, einer der Zugchefs im „Astoro“. Zudem will die Bahn Geschäftsreisende anlocken. Sie benutzten in der Zeit vor der Corona-Krise zu 90 Prozent das Flugzeug.

Derzeit ist der „Astoro“ zwischen München und Zürich noch auf Testfahrten unterwegs. Den Zwischenstopp am Starnberger Flügelbahnhof in München nutzte auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), um den Zug zu besichtigen. Was ihn besonders freut: „Bauzeit und Kostenrahmen wurden eingehalten.“ Für Scheuer ist die neue Verbindung in die Schweiz eine Pilotstrecke: So wie München-Zürich sollen etliche Metropolen in Europa verbunden sein. Scheuer schwebt vor, die Strecken dann auch anders zu benennen: als Trans-Europa-Express-Strecken. Dann würde aus dem „ECE“ ein „TEE“.

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