Retten unter Corona-Bedingungen

von Redaktion

VON NINA PRAUN UND CLAUDIA SCHURI

München – „Helfen ist Trumpf“. So lautete vor Kurzem der Aufruf der Feuerwehren, um Nachwuchs zu gewinnen. „Es war wirklich eine super Kampagne“, sagt Johann Eitzenberger, Vorsitzender des bayerischen Landesfeuerwehrverbands und Kreisbrandrat in Garmisch-Partenkirchen. „Wir hatten so viele Rückmeldungen, so eine positive Resonanz.“ Doch: Kurz nachdem die Kampagne Anfang September gestartet war, stiegen die Zahlen der Corona-Infizierten wieder an. „Nun stehen die Interessierten quasi vor verschlossenen Türen, und wir müssen sagen: Bitte wartet und bleibt uns treu!“, sagt Eitzenberger geknickt. Auch Kinder und Jugendliche können gerade nicht ins Feuerwehrhaus: Die Gefahr wäre zu groß, dass die Aktiven vor dem Einsatz mit Infizierten in Kontakt kommen.

Für Bayerns Hilfsorganisationen wäre es besonders schlimm, wenn sich das Coronavirus verbreiten würde. Deshalb gibt es dort zusätzliche Vorkehrungen. „Die allgemeinen Hygienemaßnahmen müssen und werden auch konsequent beachtet“, sagt Eitzenberger. Punkt 1 lautet: „So wenig soziale Kontakte wie möglich.“ Außerdem werden bei den Einsätzen Abstand gehalten, Hände gewaschen und desinfiziert und Masken getragen. Sobald die Feuerwehrler Kontakt mit „Externen“ haben, werden sogar FFP2-Masken angelegt, etwa wenn Verletzte versorgt werden müssen. Der Feuerwehrschutzanzug ist zwar ein perfekter Schutz gegen Hitze und Feuer – aber leider kein Schutz gegen Aerosole oder Viren.

Zudem werden nun bei den Berufsfeuerwehren und den größeren freiwilligen Wehren „kluge Schichtmodelle gefahren“, erklärt der Verbandsvorsitzende: So kommt jedes Mal dieselbe Gruppe bei Einsätzen zusammen. Bei den kleinen Freiwilligen Feuerwehren kann solch ein Konzept nicht eingeführt werden. Also heißt da die Devise: Es werden so wenig Einsatzkräfte wie möglich eingesetzt. „Wenn bei einer Alarmierung 20 Leute kommen, im Einsatz aber nur 15 gebraucht werden, rücken auch wirklich nur 15 aus“, erklärt Eitzenberger. Und wer krank ist oder Symptome hat, bleibt selbstverständlich daheim.

Ähnlich ist es beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK). „Regional sind die Vorsichtsmaßnahmen unterschiedlich strukturiert“, erklärt Sprecher Sohrab Taheri-Sohi. Fast überall gelte jedoch Maskenpflicht für Angestellte und Ehrenamtliche. „Die Mitarbeiter tragen beispielsweise auch auf dem Weg zum Einsatz im Rettungswagen Masken“, berichtet er. Zum Glück sei wieder genug Material vorhanden. Das ist wichtig, weil es in der täglichen Arbeit nicht immer möglich ist, den Mindestabstand einzuhalten. „Rettungsdienst ist nun mal Teamarbeit“, sagt Taheri-Sohi. „Auf Distanz ist das schwierig.“ Auch beim BRK wird deshalb häufig der Dienstplan angepasst: „Ziel ist, die Kollegen so zu takten, dass immer ähnliche Teams zusammen unterwegs sind.“

Das Technische Hilfswerk (THW) setzt ebenfalls auf eine „zuverlässige Einsatzplanung“. Außerdem gibt es weitere Vorkehrungen: „Zum Beispiel befindet sich in jedem Einsatzfahrzeug eine Hygienebox mit Desinfektionsmittel und Mund-Nasenschutzmasken“, erklärt Sprecherin Alessandra Donatello. Wo immer möglich, würde der Abstand eingehalten. „Einsatzfahrzeuge werden nach den Einsätzen gereinigt und desinfiziert“, sagt sie.

Bisher haben die Strategien gut funktioniert, betonen die Organisationen. Beim BRK zum Beispiel sind 26 000 hauptamtliche und 180 000 ehrenamtliche Mitarbeiter in verschiedenen Bereichen beschäftigt. „Die Infektionszahlen bei uns liegen aktuell im niedrigen dreistelligen Bereich“, sagt Sohrab Taheri-Sohi. „Bisher sind wir zum Glück gut durch die Pandemie gekommen – auch wenn es natürlich für alle an die Substanz geht.“ Feuerwehr-Vorsitzender Johann Eitzenberger ist ebenfalls froh, dass es noch kaum Erkrankungen gegeben hat. „Es gab schon vereinzelt Fälle, aber nie mehrere auf einmal“, betont er. „Alle Feuerwehren in Bayern sind voll einsatzbereit.“

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