München – Der österreichische Ort Fucking wird umbenannt (wir hatten berichtet). Denn der Name, der zwar anders ausgesprochen, aber wie ein obszöner englischer Begriff geschrieben wird, hat dazu geführt, dass immer wieder Ortsschilder gestohlen worden waren. Bürgermeisterin Andrea Holzner reichte es – deshalb der Beschluss, aus Fucking Fugging zu machen.
Bayerische Orte und Gemeinden wie Tuntenhausen, Petting oder Leichendorf stehen zu ihrem Namen-Schicksal. Denn oft sind die ungewöhnlichen Begriffe einfach zu erklären.
. Petting:
Pettings Bürgermeister Karl Lanzinger kann Fragen zum Namen der Gemeinde im Kreis Traunstein schon nicht mehr hören. Für ihn und die rund 2300 Einwohner der Kommune hat der Name keinen komischen Beigeschmack. „Wenn man hier in der Region wohnt, erkennt man keine Zweideutigkeit“, sagt er. „Außerdem gibt es unseren Ortsnamen schon wesentlich länger als das englische Wort.“ Laut Lanzinger stammt der Begriff aus dem 6. Jahrhundert. Damals lebte der Bajuwarenfürst Petto in der Gegend. „Wir vermuten, dass daher der Name Petting kommt“, sagt Lanzinger.
. Kotzheim:
Auch der Name des oberpfälzischen Ortes Kotzheim (Kreis Amberg-Sulzbach) bedeutet nicht, dass den Einwohnern besonders oft übel ist. Bei dem Wort wurde ein „a“ durch ein „o“ getauscht, wie es im Nordbairischen üblich ist. Das Dorf heißt also eigentlich Katzheim, erklären die Autoren Susanne Franke und Stefan Hackl in ihrem Buch „Die Wahrheit über Pumpernudel“. In dem Ortsteil der Gemeinde Ursensollen gab es früher jedoch nicht besonders viele Katzen, sondern wahrscheinlich eine Menge schöner Frauen. Die wurden als „Katzen“ bezeichnet.
. Läutendorf:
Wie der Name Katzheim wurde auch der Begriff Läutendorf durch die fränkische Aussprache über Jahrzehnte verändert – nämlich zu Leichendorf (Kreis Fürth). „Der Ort hat also nichts mit Leichen zu tun“, sagt Bürgermeister Thomas Zwingel. Trotzdem müssen Besucher oft schmunzeln, wenn sie am Ortsschild vorbeifahren. „Für uns ist der Name aber Standard“, sagt Zwingel.
. Tuntenhausen:
Die Bedeutung der Gemeinde Tuntenhausen (Kreis Rosenheim) liegt in der Vergangenheit. „Das Wort Tunten kommt von tunto, einem Adelsgeschlecht vor vielen Jahrhunderten“, erklärt Bürgermeister Georg Weigl. Mit der Zeit habe sich die Endung verändert, sodass aus Tuntohausen Tuntenhausen wurde. Zur Erheiterung vieler Besucher. „Das Ortsschild wird immer mal wieder abfotografiert“, sagt Weigl. Der letzte Diebstahl liege aber schon Jahrzehnte zurück. Auch in seinem persönlichen Umfeld sorgte sein Wohnort für Gesprächsstoff. Vor seinem Amtsantritt habe sich Weigl bei einer Hamburger Bank beworben. „Die wollten natürlich wissen, wer aus Tuntenhausen kommt.“ Den Bürgern sei die Zweideutigkeit des Ortsnamens jedoch nicht bewusst. „Das stört uns nicht“, sagt der Bürgermeister. An eine Namensänderung haben die Tuntenhausener noch keinen Gedanken verschwendet. „Das kommt nicht infrage“, sagt Weigl. Die Kommune ist nämlich nicht nur wegen ihres kuriosen Namens bekannt, die Wallfahrtsbasilika Mariä Himmelfahrt ist Ziel für viele Christen.
Auch die anderen Orte bleiben ihren kuriosen Namen treu. „Nachvollziehen kann ich die Entscheidung der österreichischen Gemeinde schon“, sagt Karl Lanzinger. „Man will den Lästereien aus dem Weg gehen.“ Für den Rathauschef ist eine Namensänderung jedoch ausgeschlossen. Petting bleibt Petting.