Olching – Inmitten von Regalen voller Werkzeuge, Kabel, Schrauben und Geräte hängt Bruno Gruber an der Decke. Er hält sich an einem Haken fest, die Füße einige Zentimeter über den Boden. Nichts wackelt – dank des kleinen roten Dübels, mit dem der Haken befestigt ist. „Er hält 160 Kilo aus“, sagt der 79-Jährige nach seiner Turneinlage. Er ist Erfinder, der bayerische Daniel Düsentrieb sozusagen, – und der Spezialdübel ist seine Entwicklung. Dessen Vorteil: „Der Handwerker muss ein viel kleineres Loch bohren.“ Praktisch, wenn Fliesen nicht angebohrt werden sollen. Das einzige Problem: Man kann den Dübel nicht kaufen. Zwar hat Gruber sein Patent an eine Firma verkauft, produziert wird der Dübel aber nicht. „Immer wieder kommt es vor, dass Unternehmen Patente kaufen und dann stilllegen“, sagt Gruber. Natürlich schade –aber so ist das Erfinderleben.
Gruber ist gelernter Rundfunk- und Fernsehmechaniker. Er hat schon in Australien und Neuseeland gearbeitet und sich vor 33 Jahren als Erfinder in Olching (Kreis Fürstenfeldbruck) selbstständig gemacht. Eine Fliegenwaage, Duftfernsehen, eine Tasse, die nicht umfallen kann, oder ein System, um Gewässer mit Sauerstoff anzureichern – alles seine Ideen. Genau wie der Handschuh mit Staubsaugeranschluss. „Hunde und Katzen können gleichzeitig gestreichelt und enthaart werden“, erklärt er, „und man kann damit auch das Auto reinigen.“
Rund 600 Patente hat er angemeldet, circa 50 bis 60 sind noch gültig, schätzt er. Jedes Jahr zahlt er für sie viele tausend Euro – und jedes Jahr kommen weitere Erfindungen dazu. Seine neueste? Gruber zeigt einen breiten Kugelschreiber und eine Postkartenschachtel. Alles aus kompostierbarem Material. „Auch für Verpackungen kann man das Material nutzen“, erklärt er. Wie er darauf gekommen ist? „Nach einem Brand sollten in einem Getränkemarkt palettenweise Bierdeckel weggeworfen werden“, erzählt er. Gruber packte sein Auto voll mit 6000 Bierdeckeln und grübelte. Er experimentierte, tränkte die Bierdeckel in Zuckerwasser – und schon hatte er die Idee.
Der Olchinger hofft, eine Firma zu finden, die sie übernimmt. Doch das ist schwierig: „Große Konzerne haben eigene Entwicklungsabteilungen“, sagt er. „Und viele Geschäftsführer interessieren sich nicht, wenn man ihnen etwas Neues vorstellt.“ Eines sei wichtig: „Man darf nicht nur auf eine Sache setzen.“ Und: „Eine Erfindung muss in die Zeit passen.“
Vielleicht ist ja jetzt die Zeit für die antibakterielle Türklinke. Über die normale Türklinke wird ein Aufsatz mit Löchern geschoben – und darin ist ein mit Desinfektionsmittel getränkter Schwamm. Beim Berühren werden die Hände desinfiziert. „Für Krankenhäuser wäre das eine gute Sache“, findet er.
Apropos Hygiene. Da setzt sich Bruno Gruber gleich seinen blauen Hut auf. „Sieht doch gut aus“, sagt er, grinst und steckt sich den Schlauch, der an dem Hut angebracht ist, vor die Nase. „Im Hut ist ein Filter“, erklärt er. „Über den Schlauch atmet man gefilterte Luft. Der Handwerker atmet so keinen Staub ein.“
Mit seinen Erfindungen hat Gruber sogar einen Weltrekord aufgestellt. Er züchtete die kleinste Sonnenblume. „Sie war vollblühend und nur acht Zentimeter groß“, erzählt er. Er zeigt ein Regal mit Pflanzen – alle im Miniatur-Format. Der Trick: Die Wurzel wächst in einem Sieb. „Die Minipflanzen waren schon auf dem Markt“, sagt er. Abgesehen davon, dass sie dekorativ sind, sieht der 79-Jährige weiteres Potenzial: „Ich habe die kleinsten Kartoffeln gezüchtet“, berichtet er. „Theoretisch könnte man sie als Saatkartoffeln verwenden. Wenn die Menschen einmal den Mars besiedeln, könnte man tausend Mal so viele transportieren wie bei normalen Kartoffeln.“
Dass die Marsbesiedelung wohl nicht so schnell klappt, stört ihn nicht. Gruber ist ein Mann mit großen Visionen. Zum Beispiel von der sagenhaften verschwundenen Insel Atlantis. Der 79-Jährige vermutet, dass Überreste in einem See in Guatemala sind. Die Forschungen eines Lehrers würden darauf hindeuten, erklärt er. Anfang der 2000er-Jahre wollte er mit dem Lehrer den Beweis suchen. „Ich habe mir überlegt, wie man trockenen Fußes den See hinunter steigen kann“, erzählt er. Seine Idee war, eine Art Turm aus Betonringen zu bauen, in dem das Wasser abgesaugt wird. „Eine Baufirma wollte es tatsächlich machen“, erzählt er. „Aber dann ist der Lehrer gestorben.“ Und das bedeutete das Aus für das Projekt.
Doch das Gute ist: Bruno Gruber hat mehrere Ordner voll mit weiteren Einfällen. „Ich hätte Ideen für die nächsten 1000 Jahre“, sagt er.