„Gschmeidig ist das Wort des Jahres“

von Redaktion

Zum 150. Mal veröffentlichen wir in dieser Ausgabe unser kleines Bayern-Schmankerl „Wo kimmts her“. Was viele nicht wissen: Das Rätsel bekommen wir geliefert – von zwei ehrenamtlichen Mitgliedern des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte. Ein Gespräch mit einem der beiden, Karl Simon aus Schäftlarn, über erhellende Erkenntnisse bei der Bairisch-Forschung.

150 Mal „Wo kimmts her“ – wir hoffen, Ihnen gehen die Begriffe nicht aus.

A wo. Bestimmt nicht. Bei der Vorgängerrubrik „Woaßt as?“ waren es 650 Ausgaben. So viele schaffen wir auch – in den nächsten zehn Jahren.

Was ist die besondere Herausforderung beim Verfassen der Beiträge?

Das Schwierigste ist es auf jeden Fall, Herkunft und Bedeutung des Begriffs auf gerade einmal 20 Zeilen unterzubringen. Da muss man ganz schön an den Sätzen feilen – gerade auch, wenn man ein aussagekräftiges Zitat zur Auflockerung einfügen will. Dann gilt: entweder oder – Katz oda Koda?!

Lernen Sie selbst noch Neues dazu?

Fast immer. Ich habe 30 Bücher. Da stößt man immer auf neue Erkenntnisse. Manchmal werden wir auch von Lesern korrigiert. Manchmal stoße ich auch selbst auf Neues. Wie beim Begriff Bààmhàckl. Dass damit auch der Specht gemeint ist, war mir unbekannt. Mir nicht geläufige Begriffe waren auch Aufkranzn/Fuikln, Paroller, Schnargl und Zoigl. Dann sag ich leise zu mir: do varegg, dees håb i jetzad aa no ned gwusst!

Gibt es Feedback von Lesern?

Feedback überhöre ich jetzt mal. Immer wieder mal schreiben uns Leser. Einmal lagen wir tatsächlich falsch, als wir bei „hoglbuachan“ die Rotbuche zum Hartholz zählten. Das hatten wir von einer Literaturquelle ungeprüft übernommen. Das tat aber ansonsten der Erklärung des Begriffes keinen Abbruch. Immer wieder fragen uns Leser, ob wir Begriffe erklären können. Das machen wir sehr gerne.

Sie sind Dialektsprecher, auch jetzt beim Interview. Wie würden Sie Ihre Mundart einordnen?

Ich denke, ich habe mir den früher typischen Münchner Dialekt bewahrt. Zu meinen Schülern in der Berufsschule habe ich immer gesagt: Ich hoffe, Ihr versteht mich – Simultandolmetscher bin ich im Zweifelsfall aber selber. Also ich denke, so extrem ist es nicht.

Diese Frage ist fast obligatorisch: Ihr liebstes bairisches Wort?

Gschmeidig ist für mich das Wort des Jahres. Es ist auch bei jungen Leuten im Oberland gebräuchlich – und doch viel schöner als cool.

Das Gespräch führte Dirk Walter

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