Lebkuchen ohne Christkindlmarkt

von Redaktion

Nürnberg – In der Adventszeit leuchtet die Nürnberger Altstadt unterhalb der Burg stimmungsvoll. Es duftet nach Glühwein, gebrannten Mandeln und Tannengrün. Mehr als zwei Millionen Menschen zieht der weltberühmte Nürnberger Christkindlesmarkt jedes Jahr an. Doch in diesem Jahr herrscht Leere. Überall im Land sind die Weihnachtsmärkte abgesagt – und die Hersteller von Glühwein, Gebäck und traditionellem Schmuck fürchten um ihr Geschäft.

Echten Lebkuchen aus Nürnberg kann man zwar das ganze Jahr über kaufen. In der Adventszeit machen die Lebküchnereien aber ihren Hauptumsatz. Dass die Weihnachtsmärkte ausfallen, trifft die Firmen hart. „Was für uns aber noch schlimmer ist, ist die emotionale Komponente. Es fehlt einfach die Weihnachtsstimmung“, sagt Jürgen Brandstetter, Geschäftsführer von Lebkuchen-Schmidt. Das bekommt das Traditionsunternehmen in seinen 140 Filialen in ganz Deutschland deutlich zu spüren. Brandstetter rechnet dort mit einem Umsatzminus im niedrigen siebenstelligen Bereich. „Die Kunden sind vorsichtiger. Wir spüren, dass weniger Menschen in den Innenstädten unterwegs sind“, sagt Brandstetter.

Gleichzeitig sei der Verkauf übers Internet und die Bestellhotline sprunghaft gestiegen. „Wir arbeiten im Versand rund um die Uhr – auch nachts, was wir in den Vorjahren nicht hatten, um das zu bewältigen.“ Jetzt hofft Brandstetter, dass der Versandhandel das Umsatzminus in den Geschäften kompensieren kann.

Für die Glühwein-Hersteller könnte es dagegen schwierig werden, die weggebrochenen Einnahmen von den Weihnachtsmärkten auszugleichen. „Wenn man überlegt, was auf den mehr als 1000 Weihnachtsmärkten in Deutschland getrunken wird“, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Einige Hersteller seien zwar dazu übergegangen, ihren Glühwein in 0,75 Liter-Flaschen im Handel anzubieten. Doch selbst, wenn die Verbraucher mehr Glühwein als üblich zu Hause tränken, käme das wohl nicht an die Mengen auf den Weihnachtsmärkten heran. „Auch wegen der Kontaktbeschränkungen.“

Doch unter der Absage der Weihnachtsmärkte leiden nicht nur die Hersteller von Gebäck und Glühwein. Von den vielen Touristen, die beispielsweise der Nürnberger Christkindlesmarkt anzieht, profitieren auch die Hotels, Lokale, Geschäfte, Museen und somit auch die Stadt selbst. „Der Umsatz- und Kaufkraftzufluss beträgt laut vorsichtigen Schätzungen rund 180 Millionen Euro“, sagt Christine Beeck von der Stadt Nürnberg. Wie viel die Standbetreiber auf dem Christkindlesmarkt umsetzen, kann sie nicht sagen. Für die sei die Absage aber ein herber Schlag, sagt Beeck. Digitale Weihnachtsmärkte in Nürnberg, München und vielen anderen Städte sollen deren Not zumindest etwas lindern. Zu kaufen gibt es dort alles, was es klassischerweise auf den Weihnachtsmärkten gibt – das stimmungsvolle Licht und die appetitanregenden Düfte fehlen allerdings.  lby

Artikel 7 von 11