SO SCHAUT’S AUS!

Sehr geehrte Damen und Frauen, küss die Hand!

von Redaktion

VON MANFRED SCHAUER, DEM SCHICHTL VON DER WIESN

Als bekennender Frauenversteher und praktizierender Feminist (in Mantel helfen, Türe aufhalten etc.) ist mir absolut klar, dass die Welt für Frauen viel zu lange und oft ungerecht war. Mit der Entlohnung geht’s ja schon los, warum verdient im Durchschnitt ein gescheiter Mann mehr als eine gescheitere Frau?

Am Hochofen im Stahlwerk schon okay, aber kein Stahlwerk ist älter als die Geschichte der Ungleichbehandlung. Der Ursprung für lange gelebte Diskrepanzen ist wohl in der Zeit zu finden, als der frühe Mensch feststellte, dass Männer, zum Vorteil der Kinder, keine Kinder kriegen können. Da mag es bis vor wenigen tausend Jahren nicht unlogisch gewesen sein, dass der Herr Erzeuger nach gehabtem Spaß der Jagd, dem Sammeln und Kriegführen nachging. Die Frauen, die damals noch Weiber hießen, bewachten Höhle, Feuer und Brut.

Die kulturelle Entwicklung machte erst im 20. Jahrhundert nennbare Fortschritte, wie zum Beispiel schon in den 1960er-Jahren die deutsche Hausfrau nicht mehr die Erlaubnis vom Gemahl für den Führerschein brauchte. Gleichzeitig verschönten Accessoires wie die Pril-Blumen den angestammten Arbeitsplatz als Haus-, Putz- und brave Ehefrau. Die glaubwürdigsten aller Männer waren der Knülch mit dem Persil und der Herr Kaiser. Kein Wunder also, dass die Frauen sich in eben diesen 60ern endlich emanzipierten. Erste sichtbare Anzeichen waren erfreulicherweise das Tragen von Miniröcken, Musikerinnen in Rock-Bands, Motorradfahrerinnen.

Die längst aktiven und erfolgreichen, mehr im Hintergrund wirkenden Frauen in Industrie, Medizin und Wirtschaft, sie gelangten immer öfter in den verdienten Vordergrund und wurden dann auch Damen genannt. Mit dem gewonnenen Selbstbewusstsein hatten nicht nur die Schlipsträger so ihre Anlaufschwierigkeiten. Gerade stell ich mir vor, Alice Schwarzer hätte bei gleichem Sendungsbewusstsein vor 200 Jahren gelebt. Kaum Raum zum Mosern, den Zehent, also die Steuer, aber unterschlagen, vielleicht sogar am Herd erblüht. 170 Jahre später, als die Luft dann rein war, ist sie mit erhobenem Zeige-, später Mittelfinger zum Symbol des Feminismus geworden.

Bei aller Hingabe zur Weiblichkeit, Leute mit und ohne Sternchen, in sprechbaren Dosierungen a bisserl abrüsten wär’ sicher sympathiefördernd. Nicht genannt werden dazu möchte ein Politiker, der mir mal anvertraute, wie ihm das ständige „Münchnerinnen und Münchner“ auf den Nerv ging, einfach der langwierigen Formulierung wegen. Er war ein guter Vorreiter zum Thema, aber das „innen“ kostet alleine im Fernsehen kostbare Sendezeit.

Auch wenn mich die Gender-Amazonen und -Heros jetzt an die Wand nageln, grundsätzlich mag ich die Leute, mir ist egal, ob jemand einen Stern oder einen Schlag hat. Ist Mitgliederinnen und Mitglieder opportun, ist Krankenbruder diskriminierender als seine Schwester? Soll eine Frau einen kauffraulichen Beruf lernen, sind Inhaftierte auch Mörderinnen und Verbrecherinnen in der Statistik? Verarscht uns ein Frisör für „Bartträgerinnen und Bartträger“?

Lassen wir doch die Kuh im Dorf und den Ochs im Stall. Laut Darwin und Bibel ist es der Mensch und ich bin froh, wenn ich weder Herpes noch Fraupes hab.

Habe die Ehre, Manfred Schauer

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