München – Die Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands rechnen trotz des Lockdowns weiterhin mit einer steigenden Zahl an Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen. „In den nächsten zwei Wochen werden die Infektionszahlen zunächst noch einmal steigen“, sagte Gerald Gaß, der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft. „Der Lockdown wirkt erst mit Verzögerung. Ich rechne damit, dass die Zahl der Covid-Patienten von derzeit 4500 auf 5000 zur Jahreswende steigen wird.“
Der Verband der Leitenden Krankenhausärzte (VLK) und die Arbeitsgemeinschaft Leitende Kardiologische Krankenhausärzte (ALKK) begrüßen den harten Lockdown, fordern aber Nachbesserungen am Schutzschirm 2.0 für die Kliniken. Er sei aktuell weder ausreichend noch praktikabel und lässt viele im Regen stehen, betont VLK-Präsident Michael Weber. Alle Kliniken, die Covid-Patienten behandeln, müssten berücksichtigt werden. Aktuell fallen viele kleine Häuser durch das Raster des Schutzschirms. Der Bund zahlt ihnen keinen Ausgleich, wenn sie Betten für Corona-Patienten frei halten und dafür planbare Operationen verschieben (wir hatten berichtet).
Die Verschiebung planbarer Eingriffe müsse behördlich angeordnet werden, um zusätzliche Kapazitäten zu generieren, fordert Weber. „Es kann nicht sein, dass Kliniken bereits gezwungen sind, am ärztlichen Stellenplan 2021 zu sparen, um die drohenden Mindereinnahmen durch geringere Fallzahlen sowie die höheren Kosten durch Corona abzufangen. Das wäre fahrlässig, denn die Ärzte werden für die Versorgung der schwer kranken Corona-Patienten dringend gebraucht“, betont ALKK-Vorsitzender Christoph Stellbrink. Beide Verbände fordern eine Festlegung von ausreichenden Freihalte-Pauschalen, Mindererlösausgleich und Schutzmaterialpauschalen für alle Kliniken. mm/dpa