München – Die Inbetriebnahme der elektrifizierten Bahnstrecke von München nach Lindau am Wochenende ist gehörig schiefgegangen. Einer der neuen Schweizer Schnellzüge „Astoro“ wurde am Bahnhof Hergatz bei Lindau versehentlich auf ein nicht elektrifiziertes Gleis geleitet. Der Zug musste mit einer Diesellok abgeschleppt werden. Die rund 100 Fahrgäste erreichten den Münchner Hauptbahnhof erst nach mehrmaligem Umsteigen in Regionalzüge mit dreistündiger Verspätung.
Für den Fahrgastverband „Pro Bahn“ offenbart dieser Zwischenfall, dass beim Ausbau der Strecke an den falschen Stellen gespart wurde. „Das Gleis 1 wurde nicht elektrifiziert und ermöglicht auch keine Ausfahrten in Richtung Memmingen“, moniert Lukas Iffländer, stellvertretender bayerischer Vorsitzender von Pro Bahn. Eine unplanmäßige Überholung etwa werde dadurch deutlich erschwert. „Hätte man das Gleis gleich mit elektrifiziert, müsste man den Bahnhof nicht noch mal umbauen, wenn die von unserem Verband geforderte Elektrifizierung der Strecke über Kempten folgt.“
Pro Bahn fordert deshalb, nicht nur die Fahrdienstleiter besser zu schulen, sondern auch bei der Infrastruktur nachzulegen. Die DB Netz müsse Versäumnisse der „Elektrifizierung light“ nachholen, das Gleis 1 ebenfalls elektrifizieren und zusätzliche Weichen schaffen. Auch die anderen Bahnhöfe der Strecke müssen überprüft werden, fordert Iffländer. Sein Kollege Timm Kretschmar, Beisitzer bei Pro Bahn, spricht sich zudem für zusätzliche Abstellgleise an den beiden Bahnhofsköpfen aus, um Züge bei Störungen und Bauarbeiten flexibel enden und beginnen lassen zu können. mm