Bayerns Jäger haben einen neuen Präsidenten. Ernst Weidenbusch aus Salmdorf im Landkreis München setzte sich in der Briefwahl durch. Der 57-Jährige ist in Revieren in Au in der Hallertau und in Dietersheim nördlich von Garching aktiv. Im Interview erklärt er, wie er den Verband nach turbulenten Monaten wieder in ruhigeres Fahrwasser steuern will.
Herr Weidenbusch, wann waren Sie das letzte Mal auf der Jagd?
Warten Sie, das steht in meiner Jagd-App. Am 6. Dezember. Natürlich mit meinem Griffon-Rüden Finzi. Er wartet zu Hause schon, ob jemand Jagdstiefel anhat. Dann ist er null Komma nichts an der Haustüre und will mit.
Wann haben Sie die Jagd für sich entdeckt?
Vor sechs Jahren. Damals kam meine Frau Claudia zu mir und sagte zu meiner völligen Überraschung: Jetzt können wir endlich den Jagdschein machen. Den haben wir gemeinsam gemacht, dazu noch die Falknerausbildung – und die Begeisterung hat uns erfasst. Für mich ist die Jagd ein wahnsinnig guter Ausgleich zum beruflichen Alltag.
Nun übernehmen Sie einen Verband, der mit den Ermittlungen gegen Ihren Vorgänger Jürgen Vocke turbulente Zeiten hinter sich hat. Wie wollen Sie wieder Ruhe reinbringen?
Wir müssen diese Dinge aus der Vergangenheit seriös abarbeiten. Ich rechne damit, dass das Verfahren der Staatsanwaltschaft gegen Herrn Vocke im ersten Quartal des nächsten Jahres abgeschlossen ist. Und dann müssen wir aufhören, uns mit uns selbst zu beschäftigen, sondern in die Zukunft blicken. Dazu gehört, dass wir die Mitglieder wieder besser in die Verbandsarbeit einbinden. Deshalb wollen wir das Konzept der Videokonferenzen mit den Kreisgruppen, die wir vor der Wahl durchgeführt haben, im wöchentlichen Rhythmus beibehalten. Lange herrschten Feudalismus und Anarchie im Verband, jetzt wollen wir zurück zur Demokratie.
Bei den Landwirten geht die Angst vor der Afrikanischen Schweinepest um. Sie hoffen auch auf die Jäger, die mit einer starken Schwarzwildjagd die Verbreitung eindämmen sollen.
Selbstverständlich unterstützen wir die Bauern. Wir müssen nur darauf achten, dass wir klug in die Schwarzwild-Population eingreifen und nicht einfach draufloserlegen. In diesem Jagdjahr wird die Zahl der geschossenen Wildschweine zum Beispiel deutlich zurückgehen. Das liegt neben der üblichen Populationsschwankung auch daran, dass sich das Schwarzwild auf die Neuerungen aus dem vergangenen Jahr, etwa den Einsatz von Nachtsichttechnik, eingestellt hat. Das sind kluge Tiere. Deshalb braucht es auch ein kluges Jagdkonzept – und keine unkoordinierten Abschüsse. Das ist auch eine Frage der Ehrfurcht vor dem Wild.
Die Waldbesitzer ächzen unter dem Klimawandel und beklagen zu hohen Verbiss an ihren jungen Bäumen. Helfen die Jäger da genug mit?
In einem ganz großen Teil der Reviere funktioniert die Zusammenarbeit hervorragend. Dann gibt es ein paar extremistische Waldbauern, die der Meinung sind, es gehört alles tot geschossen. Und ich kann auch nicht ausschließen, dass es Jäger gibt, die es mit Blick auf die Trophäen mit der Hege des Wildes übertreiben. Aber ich bin überzeugt, dass es uns gelingen wird, hier einen gesunden Mittelweg zu finden. Wir dürfen uns dabei nicht von denjenigen auseinanderdividieren lassen, die nur theoretisch über die Natur reden, aber in der Praxis nicht draußen sind.
Jäger und Tierschützer monieren dagegen immer wieder, dass die Gams in Bayern zu stark bejagt wird.
Zumindest ist sie bei uns nicht mehr so stark sichtbar, wie etwa auf der anderen Seite der Grenze in Österreich. Das kann daran liegen, dass einfach zu wenige da sind. Es kann aber auch daran liegen, dass man sie scheu geschossen hat. Deswegen begrüßen wir, dass die Staatsregierung angekündigt hat, den Zustand der Gamspopulation noch genauer zu erforschen.
Interview: Dominik Göttler