Tegernsee – Erst brachte sie ihren Ehemann um, dann stahl sie seine Asche vom Friedhof. Im Giftmordprozess von Tegernsee (Kreis Miesbach) hat das Landgericht München II am Freitag die Witwe wegen Mordes und Störung der Totenruhe schuldig gesprochen. Es verhängte eine lebenslange Freiheitsstrafe und stellte die besondere Schwere der Schuld fest. Damit wird die gelernte Krankenschwester mindestens die nächsten 20 Jahre hinter Gittern verbringen.
Die Urteilsbegründung des Vorsitzenden Richters Thomas Bott störte die 49-Jährige durch lautes Zwischenrufen. Bott ließ die Frau abführen und setzte den Prozess in Abwesenheit der Angeklagten fort. Offenbar war der 60-Jährige für die raffgierige Frau nicht mehr von Nutzen gewesen. Sein Vermögen hatte sie sich komplett angeeignet, sie verfolgte bereits ein neues betagtes Opfer, „und nicht etwa, weil sie ein Herz für über 90-Jährige hat, sondern weil sie auf das Geld scharf ist“, sagte der Richter.
Immer wieder hatte die aus Bulgarien stammende Frau in einer Augustnacht 2018 ihrem Mann Insulin gespritzt. Nach einem qualvollen Todeskampf über mehrere Stunden verabreichte sie ihm Morphium und drapierte die Spritze so, dass es nach Selbstmord aussah. Allerdings fehlten seine Fingerabdrücke an der Spritze.
Das theatralische Auftreten der Angeklagten, „was man gemeinhin als Drama-Queen bezeichnet“, so der Richter, wurde nicht als Persönlichkeitsstörung und damit als Milderungsgrund für die Strafe anerkannt. Die 49-Jährige muss den Kindern sowie der Schwester ihres Mannes 27 500 Euro Schmerzensgeld zahlen. ANGELA WALSER