München/Fürth – Ob nun Tourismuszahlen, Arbeitslosigkeit oder Sterbedaten – die Corona-Pandemie verursacht in vielen Bereichen ein starkes Minus. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) konnte bei der Vorstellung des Statistischen Jahrbuchs für das Jahr 2020 in Fürth nur einen positiven Aspekt entdecken: Weil der Straßenverkehr stark zurückging, sind auch die Unfallzahlen rückläufig. Die Trends im Einzelnen:
. Bevölkerungswachstum: Der seit Jahren bemerkbare Anstieg ist gestoppt. Zum Ende des ersten Halbjahres hatte der Freistaat 13 123 566 Bewohner – 1171 weniger als zu Jahresbeginn. Ein Grund: Der Zuzug aus dem Ausland (im Vergleich zum Wegzug) ist nicht mehr so groß wie früher (plus 22 000). Und Zu- und Wegzug von anderen Bundesländern halten sich fast die Waage. Da aber in Bayern schon lange mehr Tote registriert werden als Geburten, ergibt sich unter dem Strich ein leichter Bevölkerungsrückgang.
. Übersterblichkeit: Die Corona-Pandemie hinterlässt deutliche Spuren in der Sterbestatistik. In Landkreisen mit Corona-Hotspots wie Rosenheim oder Tirschenreuth war dies schon im Frühjahr feststellbar (siehe Titel-Seite). Aufgrund der zweiten Corona-Welle geht der Innenminister davon aus, dass dies nun in ganz Bayern feststellbar ist. In den ersten neun Monaten dieses Jahres gab es 3100 mehr Tote als 2019. Herrmann betont: „Es gibt schon jetzt einen klaren Trend zur Übersterblichkeit.“
. Erwerbstätigkeit: Erstmals seit Langem ist auch die Zahl der Erwerbstätigen rückläufig: 7,643 Millionen im dritten Quartal 2020. Im Jahr davor waren es 7,728 Millionen. Kurzarbeit habe hier Schlimmeres verhindert, so die Meinung der Experten.
. Wirtschaftsentwicklung: Das Bruttoinlandsprodukt in Bayern sank im ersten Halbjahr 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum preisbereinigt um sieben Prozent. Der Außenhandel ging von Januar bis Oktober insgesamt um 13,7 Prozent zurück.
. Tourismus: Wenig erstaunlich sind hier massive Einbrüche zu verzeichnen. Die Zahl der Gästeankünfte sank in den ersten zehn Monaten auf 19,1 Millionen insgesamt. Das ist ein Minus von 44,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Übernachtungen ging um 35,3 Prozent zurück.
. Straßenverkehr: Einer der wenigen Lichtblicke in der Pandemie ist der Rückgang der Verkehrstoten. 2019 gab es 541 Tote auf Bayerns Straßen. „Wir gehen davon aus, dass dies in diesem Jahr weiter zurückgeht, vielleicht sogar auf unter 500“, sagte Herrmann. Zum Vergleich: In den 1970er-Jahren waren es mehrere tausend Tote im Straßenverkehr (trauriger Rekord 1970: 3897 Tote). Auch die Zahl der Unfälle (minus 16,5 Prozent) und der Unfallopfer (Verletzte/Tote insgesamt) sinkt: bis jetzt um 14 Prozent. DIRK WALTER