Gottesdienste bleiben – mit Einschränkungen

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS UND CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

München – Bayern steuert derzeit auf kein Gottesdienst-Verbot zu. „Wir bleiben bei unserer Linie“, heißt es in Regierungskreisen, man wolle auch keinen zusätzlichen Druck auf die Kirchen aufbauen. Das heißt: Die Gottesdienste an Weihnachten bleiben mit starken Einschränkungen erlaubt – Maske, Abstand, Gesangsverbot, Anmeldepflicht und 21-Uhr-Sperrstunde auch an Heiligabend. So regelt es die jüngste Fassung der Infektionsschutzverordnung.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will nicht offiziell davon abraten; er hatte allerdings mehrfach deutlich gemacht, dass er persönlich auf den realen Kirchgang in Nürnberg verzichten und sich Predigten online anschauen wolle. Doch nun ist er ohnehin als Kontaktperson in Quarantäne (siehe Politik) und muss zwangsläufig daheim bleiben.

Im erzbischöflichen Ordinariat in München geht man erst einmal davon aus, dass es bei den zuletzt vereinbarten Regelungen bleibt. Die Äußerungen von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der plötzlich an Gottesdiensten während des harten Lockdowns zweifelt, haben in München zunächst noch keine Sorgen ausgelöst.

Für Monsignore Walter Waldschütz, Leiter des Pfarrverbandes Tegernsee, Egern, Kreuth, ist eine generelle Absage der Messen undenkbar. „Die Gottesdienste halten wir nach den neuen Vorschriften so, dass sie alle um 21 Uhr beendet sind.“ Alle anderen Feiern -– wie die Kinderkrippenfeiern – seien nach vorne verlegt worden. Er erinnert sich an Ostern, als alle Gottesdienste abgesagt und ins Internet gestellt wurden. „Da haben viele Gläubige gesagt: ,Im Krieg war vieles schlimm, aber wir konnten wenigstens in die Kirche gehen.’ Ich meine, wir sollten nicht gegen die Politik kämpfen, aber die Kirche im Dorf lassen.“ Die Kirchen hätten umfangreiche Hygienemaßnahmen entwickelt: „Wir halten Abstand, wir tragen Masken, wir singen nicht, wir desinfizieren die Hände. Wenn man den Menschen auch noch die Kirche nimmt, dann kann es gefährlich werden.“ Mit gefährlich meint der ausgebildete Trauma-Pastoraltherapeut, dass die Menschen große psychische Schäden erleiden könnten. Es gebe immer mehr Menschen, die jetzt allein seien – wenn sie keinen Zuspruch, kein Hoffnungszeichen mehr hätten, dann könne das schwere Folgen haben. Die Kirchen achteten darauf, dass die Hygienemaßnahmen eingehalten werden. „Ein bisserl Hoffnung und Zuspruch brauchen die Menschen in diesen Zeiten.“

Eine allgemeine Empfehlung ist laut Christian Kopp, evangelischer Regionalbischof für München und Oberbayern, für ganz Bayern nicht möglich. Dazu seien die Verhältnisse in den Landesteilen zu verschieden. In München liegt der Wert der 7-Tage-Inzidenz inzwischen bei 300,7 – ein Grund, die Lage neu zu bewerten? „Überlegen muss man die ganze Zeit. Sollte sich das noch weiter steigern, muss man noch mal genauer nachdenken, welche Maßnahmen notwendig sind, um Unheil von den Menschen abzuwenden.“ Dann sei es notfalls auch geboten, Präsenz-Gottesdienste abzusagen. Im mittelfränkischen Schwabach – dort liege der Inzidenzwert bei über 400 – werde alles ins Digitale verlagert. „Ich halte das für eine sinnvolle Maßnahme.“

Kopp wirbt darum, dass man die verantwortlichen Entscheidungen der Orte und Kirchenvorstände ernst nimmt. So würden in der Stadt und im Kreis Fürstenfeldbruck, wo die Inzidenz bei fast 200 liegt, mehrere Gemeinden ihre Feiern auf das Internet beschränken. „Aber alle Kirchen sind geöffnet.“ In einigen Münchner Gemeinden, etwa an der Erlöserkirche, werde diskutiert, ob Gottesdienste nur digital gesendet werden. Wer aber das Gefühl habe, ihm tue ein Gottesdienst im Freien gut, dem empfiehlt Kopp, zu einer solchen Feier zu gehen. Wer unsicher sei, solle dem folgen und sich zurückhalten. Es gebe wunderbare Angebote im Fernsehen, im Hörfunk, im Internet. Wie auch immer gefeiert wird: „Weihnachten findet in meinem Herzen statt.“ Kopp selber hält einen Gottesdienst – im Freien an einem Seniorenheim in Eichenau (Kreis Fürstenfeldbruck). Und abends eine Christvesper in Bogenhausen. „Wenn die stattfinden kann, freue ich mich sehr.“

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