München – Wenn am 27. Dezember bundesweit das große Impfen beginnt, passiert im Impfzentrum Freising erst mal: nichts. Wann dort die ersten Spritzen mit dem Vakzin aufgezogen werden, ist noch unklar – vermutlich wird es Ende Januar. Denn die Landkreise und Impfzentrum-Betreiber entscheiden vor Ort, wie sie vorgehen. In Freising stemmen Johanniter und das Rote Kreuz die Impfungen. Sie werden nach Weihnachten erst mal zwei mobile Impfteams in die Seniorenheime schicken. Erst wenn dort alle Bewohner, die geimpft werden möchten, geimpft sind, wird das Impfzentrum in der Stein-Kaserne den Betrieb aufnehmen. Die Impf-Aktion in den Heimen könnte drei bis vier Wochen dauern, schätzt BRK-Kreisgeschäftsführer Albert Söhl. Erst danach werde der Betrieb in den Impfzentren richtig hochfahren.
Freising ist mit dieser Strategie kein Einzelfall. „Die ersten Wochen wird vor allem in den Pflegeheimen geimpft“, sagt auch Marcus da Gloria Martins, Sprecher des Gesundheitsministeriums. Die Einrichtungen und Träger seien dafür bereits mit den Betreibern der Impfzentren in Kontakt. Auch er geht davon aus, dass es erst Ende Januar Impf-Aufrufe für weitere priorisierte Gruppen wie Senioren über 80 und Einsatzkräfte geben werde. Bei der Benachrichtung werde es von Region zu Region wohl unterschiedliche Lösungen geben, erklärt er. Hotlines bei den Impfzentren seien denkbar, aber auch eine Termin-Vergabe über die Nummer 116 117. Auch schriftliche Benachrichtigungen könnten eine Option sein.
Die erste Charge umfasst in Freising – wie auch in allen anderen Landkreisen – 975 Dosen. Das ist genau eine Gefriereinheit. Der Impfstoff werde irgendwann am Sonntag geliefert, sagt Söhl. Das Zeitfenster: 5 Uhr früh bis 18 Uhr abends. Das ist der Grund, warum die mobilen Teams dort erst am 28. Dezember ausrücken werden. Auch andere Landkreise wissen noch nicht, wann der Impfstoff bei ihnen eintreffen wird. In Starnberg bereitet man sich auf einen Start am 27. Dezember vor – doch das BRK schließt auch dort nicht aus, dass sich der Impf-Beginn verzögern könnte. Dem Landkreis Miesbach ist das Impfmaterial hingegen bereits für den 23. Dezember zugesagt, berichtet Landrat Olaf von Löwis. Auch dort werden aber zunächst mobile Impfteams in die Heime ausschwärmen.
41 der 73 Kreisverbände des BRK sind an den Impf-Aktionen beteiligt. „Wie die Impfungen ablaufen, können die Kommunen und die Impfzentrum-Betreiber vor Ort selbst entscheiden“, erklärt der BRK-Sprecher Sohrab Taheri-Sohi. „Das soll es ermöglichen, auf die regionalen Umstände vor Ort besser eingehen zu können.“ Ein Landkreis mit mehr Pflegeheimen kann zum Beispiel zunächst mobile Teams zu den Senioren schicken.
Der Impfstoff wird in jedem Landkreis zunächst in ein Zentrallager gebracht, wo er langsam auftaut. Gelagert werden kann er maximal fünf Tage, erklärt der Freisinger BRK-Chef Albert Söhl. „Das heißt, wir müssen die Charge binnen vier Tagen verimpfen, weil ja schon ein Tag wegen des Transports wegfällt.“
Bei der Auslieferung und Lagerung des Impfstoffs bekommen die Kommunen Unterstützung von der Bayerischen Polizei. Geplant ist außerdem, dass die Bundespolizei den Transport des Impfstoffs bis zum jeweiligen Zentrallager begleitet, erklärt ein Sprecher des Innenministeriums. Dafür seien ausgefeilte Sicherheitskonzepte erarbeitet worden. Einige Kommunen haben private Sicherheitsdienste eingesetzt, um die Zentrallager zu bewachen. hob/kwo/dg /sh/ps