500 Euro fürs Zigarettenholen

von Redaktion

VON LAURA FORSTER

Bayern – Am Abend noch schnell in die Winterjacke schlüfen, die Stiefel anziehen und beim Zigarettenautomaten um die Ecke die Lieblingspackung rauslassen. Normalerweise ein Routine-Gang – doch seit dem Lockdown und der Ausgangssperre verboten. Ein Pärchen aus Amberg wurde vergangenes Wochenende genau dabei nach 21 Uhr von der Polizei erwischt. 1000 Euro kostet die beiden der nächtliche Gang zum Zigarettenholen. Der Fall ist jedoch eher eine Ausnahme. Die Mehrheit der Bayern hält sich an die Vorschriften.

„Grundsätzlich ist die Akzeptanz der Bevölkerung groß“, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. In der vergangenen Woche habe es wenig Verstöße gegeben. Mehr als 8000 Kontrollen führten die einzelnen Inspektionen durch. Knapp 600 Verstöße stellten die Beamten fest – doch nicht jedes Mal endete ein Fehltritt mit einer Anzeige. „Wir arbeiten mit Fingerspitzengefühl“, sagt die Sprecherin. Die Polizei wisse, dass die aktuelle Situation eine große Belastung für die Menschen darstellt. „Wenn jemand gerade auf dem Nachhauseweg ist und fünf Minuten nach 9 Uhr kontrolliert wird, dann haben wir schon einen gewissen Spielraum.“

Manchmal griffen die Polizisten jedoch auch hart durch – vor allem, wenn die Maßnahmen bewusst missachtet wurden. 500 Euro Bußgeld kostet ein Verstoß gegen die Ausgangssperre nach 21 Uhr, 250 Euro gegen die Ausgangsbeschränkung tagsüber. Veranstalter, die sich nicht an die Vorschriften halten, müssen sogar bis zu 5000 Euro zahlen.

Die Münchner Polizei löste etwa am Donnerstagabend gegen 23 Uhr eine Party in einer Ein-Zimmer-Wohnung in Milbertshofen auf. Elf Personen feierten dort bei lauter Musik – alle Unruhestifter wurden angezeigt. Einsätze wie diese zählen jedoch nicht zum Alltagsgeschäft. „Eigentlich gibt es keine Probleme mit den Beschränkungen, die Leute halten sich dran“, sagt ein Sprecher des Münchner Präsidiums. Trotzdem kontrollieren 100 bis 200 zusätzliche Beamten seit März, ob die Maßnahmen eingehalten werden.

Auch im Zuständigkeitsgebiet des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd verhielten sich die Bayern verständnisvoll. In der vergangenen Woche kam es zu rund 400 Verstößen – ein Bruchteil der etwa 8000 Kontrollen.

Obwohl es in den meisten Fällen nicht zu Anzeigen kommt, ist ein gewisser Mehraufwand für die Beamten da. Deshalb ruft die Gewerkschaft der Polizei dazu auf, an Weihnachten nicht bei jedem möglichen Corona-Verstoß die Beamten zu alarmieren. „Die Kollegen sind gerade an den Feiertagen sehr eingespannt, das wäre eine Zusatzbelastung“, sagt Vorsitzender Andreas Roßkopf. Vieles ließe sich auch untereinander klären. „Ich appelliere an die Vernunft der Menschen.“

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