Der Christbaum leuchtet heuer früher

von Redaktion

VON LAURA FORSTER

Bayern – Thomas Emslander stapft durch seine Weihnachtsbäume. Der Vorsitzende des Bayerischen Christbaumvereins ist gerade dabei, das Wild aus den Kulturen zu treiben, damit die Tiere die Bäume nicht annagen, erzählt er. Normalerweise herrscht in den letzten Tagen vor Weihnachten Hochbetrieb in seinem Christbaumland in Unterglaim (Kreis Landshut). Seit dem harten Lockdown kommen jedoch nur noch wenige Kunden zum Tannenbaumkauf. Der Umsatz ist in den vergangenen Tagen um 50 Prozent eingebrochen. Trotzdem ist Emslander zufrieden mit der Saison.

„Am Anfang waren wir noch sehr begeistert von den Zahlen“, sagt er. „Der erste, zweite und dritte Advent liefen super.“ Zehn bis 15 Prozent des gesamten Umsatzes sei allein am ersten Wochenende erwirtschaftet worden. „In den vergangenen Jahren war der Verkauf vor dem Nikolaustag immer tot“, sagt Emslander. Der Trend, den Christbaum immer früher zu kaufen, aufzustellen und zu schmücken, hat sich dieses Jahr besonders bemerkbar gemacht. „Traditionell wird der Baum am 24. Dezember aufgestellt“, sagt der Vorsitzende. Doch schon in den letzten Jahren sei ihm die Tendenz, den Christbaum Anfang des Monats zu dekorieren, aufgefallen. Dieses Jahr hat der Lockdown noch seinen Teil dazu beigetragen. Wer viel Zeit zu Hause verbringt, will es sich schön einrichten. Dazu gehört in der Vorweihnachtszeit ein geschmückter Christbaum.

Doch nach dem euphorischen Verkaufsstart stürzten die Umsatzzahlen mit dem harten Lockdown vor einer Woche bei vielen Händlern in den Keller. „Das Geschäft ist um 50 Prozent eingebrochen“, sagt Emslander. Die Kunden würden anderen Kunden aus dem Weg gehen wollen. „Das wundert mich, denn in die Kaufhäuser sind alle noch reingerannt“, sagt der Inhaber des Christbaumlands, das schon seit 61 Jahren Weihnachtsbäume anpflanzt. Emslander geht davon aus, dass bis Heiligabend 500 bis 700 Bäume übrig bleiben. „So viele verkaufe ich normalerweise an einem guten Tag“, sagt er. Jetzt sind es weniger als die Hälfte. Einen großen Teil der Einnahmen hat Emslander auch durch den Wegfall des kleinen Christkindlmarktes verloren. Seit Jahren verkauft er neben den Weihnachtsbäumen Würstl oder Stollen und schenkt Glühwein aus. „Da fallen rund 25 Prozent vom Umsatz weg“, sagt Emslander.

Dieses Problem hat Anita Sieber vom Holzerhof in Ismaning (Kreis München) nicht. „Da punkte ich mit meinem 125 Quadratmeter großen Hofladen“, sagt sie. Neben Christbäumen bietet die Familie auch selbst hergestellten Schnaps, Bratapfelsirup oder weihnachtliche Teetassen und Kerzen an. Nur Getränke ausschenken, das ist auch auf dem Holzerhof nicht erlaubt. Trotzdem – das Geschäft boomt, auch nach dem harten Lockdown. „Ich denke, das liegt an der Lage“, sagt Sieber. Ihre Kunden kommen nicht nur aus den umliegenden Orten, sondern auch aus München. Einen Umsatzrückgang kann Sieber nicht bestätigen. Im Gegenteil. „Eine Steigerung ist auf jeden Fall da“, sagt sie. Ein Grund für die guten Zahlen ist, laut Sieber, das Feld zum Selberschneiden. „Das hat sich gewaltig bemerkbar gemacht“, sagt sie. Am Ortsrand bietet die Familie Blaufichten und Nordmanntannen an. „Da sind die Leute schon mal eineinhalb Stunden unterwegs, um sich den perfekten Baum rauszusuchen.“

Insgesamt wurden in Bayern vergangenes Jahr rund vier Millionen Christbäume verkauft. „Wir schaffen diese Saison gerade einmal das Vorjahresergebnis“, sagt Emslander. Meckern will er trotzdem nicht. „Andere Branchen hat es viel schlimmer getroffen.“

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