Heime bereiten sich auf Impfstart vor

von Redaktion

VON MARTIN BECKER

Unterföhring – Als sich die EU-Zulassung für den Impfstoff von Biontech-/Pfizer gegen das Coronavirus abzeichnete, gab es eine Abstimmungsrunde mit Gesundheitsministerin Melanie Huml, wie bayernweit am Sonntag der Impfstart erfolgen soll. Zuerst in den Seniorenheimen, danach in den Impfzentren. Für eine der allerersten Impfungen auserkoren ist das Seniorenzentrum in Unterföhring (Kreis München). Auch die Leiterin Dorothea Homann wurde von dieser Nachricht überrascht.

Doch das Heim ist bereits gut vorbereitet auf den Impfstart. Eine interne Umfrage hat ergeben, dass 57 der 66 Bewohner sich impfen lassen wollen, unter den 64 Mitarbeitern liegt die Quote bei etwa 50 Prozent. Die örtlichen Hausärzte kümmern sich aktuell um die obligatorische Aufklärung, damit zum Impfstart am Sonntag alle nötigen Unterlagen vorliegen.

Zwei Impf-Teams, jeweils bestehend aus einem Arzt und zwei Begleitern sowie Polizei-Begleitung der Impfdosen seien ihr angekündigt worden, berichtet Dorothea Homann. Um 9 Uhr soll am Sonntag das Impfen beginnen, und weil der Zeitplan eng werden könnte, wurde als „Verlängerung“ schon der Montag terminiert – ebenso wie die nötige Verabreichung der zweiten Impfdosis am 17./18. Januar.

Die Einrichtung in Unterföhring basiert auf einem Prinzip von Wohngruppen, verteilt auf drei Stockwerke. Dort wird jeweils das „Wohnzimmer“ als Impfstation eingerichtet, die zugehörigen Stationsmitarbeiter sind involviert in die unmittelbare Beobachtung der Senioren, sollte es etwaige Impfreaktionen geben. „Unsere Bewohner sehen das aber relativ entspannt“, berichtet die Heimleiterin. Vier Damen sind schon 100 Jahre oder sogar noch älter. Eine Dame habe ihr wörtlich gesagt: „Ich habe zwei Weltkriege überlebt, da werde ich diese Impfung auch überstehen. Und wenn etwas schiefgehen sollte, ist das in meinem Alter auch nicht so schlimm.“ Das will aber natürlich niemand. Genau deshalb ist das übliche Stationspersonal sensibilisiert für die Beobachtung nach der Impfung. In einem Fall hat der Hausarzt wegen einer aktuellen Antibiose-Behandlung beispielsweise vorab von der Impfung abgeraten, bei einer anderen Bewohnerin stehe die Grunderkrankung als Kontraindikation dagegen.

„Dass wir die Ersten sind, ist schon spannend“, sagt Dorothea Homann, „aber natürlich haben wir Sorge, dass jemand die Impfung nicht verträgt.“ Sind nach dem zweiten Durchgang im Januar alle Impf-Chargen genau dokumentiert, erhofft sich die Leiterin des Seniorenzentrums „wieder eine gewisse Normalität im Alltag“, wenngleich erst in ein paar Wochen oder gar Monaten. Seien dank der Impfungen die Bewohner vor einer Corona-Infektion geschützt, könne man beispielsweise Besuche wieder spontaner organisieren, was sich aktuell „eher anstrengend“ gestalte. Andererseits gelte es, nicht geimpfte Besucher vor einem Infektionsrisiko zu schützen – die Impfung werde vorerst nichts ändern an den Regeln. Schnelltests für Besucher, Handhygiene, Abstand und FFP2-Maske blieben entscheidend. „Dann habe ich keinerlei Angst“, sagt Dorothea Homann.

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