München – Die Natur genießen, das geht auch ohne Lifte, die ja überall wegen Corona geschlossen sind. Am Spitzingsee (Kreis Miesbach) etwa liegt oben genug Schnee fürs Schlittenfahren. Die Stümpflingabfahrt war übers Wochenende von Tourengehern vereinnahmt. Hier lief sogar die Schneekanone.
Winterwandern, ob mit und ohne Schneeschuhe, oder besser Dahingleiten in der Loipe? Geöffnet sind momentan nur wenige Loipen – etwa am Hausberg in Garmisch-Partenkirchen. Und in Balderschwang (Kreis Oberallgäu), dort sind 11,5 Kilometer gespurt. Ansonsten liegt zumeist zu wenig Schnee, etwa in der Jachenau (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Hier ist unten im Tal derzeit nur Wandern entlang der angezuckerten Wiese möglich.
Die Hemmersuppenalm in Reit im Winkl (Landkreis Traunstein) liegt da schon gut 500 Meter weiter oben. Hier wurde gestern bereits die Höhenloipe für Skater hergerichtet. Es liegen etwa 20 Zentimeter Schnee, noch etwas zu wenig: Der Fahrer des Loipenspurers hofft aber auf Schneefälle in den kommenden Tagen. „Dann kann es bei uns losgehen.“ Gestern genossen etliche Wanderer die Natur auf der Hemmersuppenalm, die sich im Transporter oder vom Parkplatz Seegatterl erreichen lässt.
Vorerst allerdings soll sich dieser Bilderbuchwinter erst einmal wieder verabschieden. „Die nächsten Tage werden typisch nasskalt“, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes. Die Schneefallgrenze bleibt zwischen 600 und 800 Metern.
Überlaufen war es in Bayern am Wochenende nirgendwo, beobachtete die Polizei. „Gott sei Dank ist es überall wirklich ruhig, obwohl die Sonne scheint bis nach Berchtesgaden, wir sind froh, dass sich die Mehrheit der Menschen ganz offenbar an die Beschränkungen hält“, sagt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. „Es wäre schön, wenn die Stimmung so gut bleibt bis Silvester.“ Auch Bergunfälle gab es kaum. Ein wagemutiger Eiskletterer versuchte sich am Zweiten Weihnachtsfeiertag am winterlichen Südgrat des Taubensteins (Kreis Miesbach). Der Wirt der Oberen Maxlraineralm beobachtete ihn, doch auf einmal war der Sportler verschwunden. Ein Rettungshubschrauber und vier Aktive der Bergwacht Schliersee überprüften das fragliche Gebiet – und gaben Entwarnung. Die Spuren im Schnee ergaben, dass der Wintersportler einfach wieder abgeklettert war.
Weit mehr Trubel gab es dagegen in Österreich. Etwa am Semmering (Niederösterreich), der wegen der Menschenmassen gesperrt wurde. Wintersport in Österreich unter Covid-19-Bedingungen ist für Bayern nicht ratsam. Bei der Einreise nach Österreich gilt eine zehntägige Quarantänepflicht, diese lässt sich auf fünf Tage verkürzen nach einem negativen Coronatest. Analog ist das Vorgehen bei der Rückreise: zehn Tage Quarantäne, nach fünf Tagen „freitesten“. Zudem muss noch bei der Einreise ein negativer Test vorgezeigt werden, der höchstens 48 Stunden alt sein darf. Oder der Rückkehrer muss binnen 48 Stunden zum Testen. Das Ergebnis muss dann nach 72 Stunden dem Gesundheitsamt vorliegen. Wer sich an dem Aufwand vorbeimogeln möchte, sei gewarnt: Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte verschärfte Kontrollen an. „Jeder, der gegen die Corona-Schutzmaßnahmen verstößt, muss mit empfindlichen Bußgeldern rechnen!“