München – Wir sehen Bauern, die auf Ochsen reiten, andächtig betende Kinder, Geigenbauer bei der Arbeit: Der ehemalige Bezirksheimatpfleger von Oberbayern, Paul Ernst Rattelmüller (1924-2004), zog schon in den 1950er Jahren mit Farbfilm bewaffnet durch die oberbayerischen Dörfer. Tausende Farbdias lagern heute im Archiv des Bezirks Oberbayern.
Eine Auswahl davon hat nun Rattelmüllers Nachfolger Norbert Göttler für einen hübschen Bildband mit dem Titel „ausgesprochen bayerisch“ zusammengestellt und das Brauchtum, wie es in den Bildern zum Vorschein kommt, von Aprui-Aff bis Wanznpress fachkundig erläutert. Eine Ausstellung in der Fachberatung Heimatpflege in Benediktbeuern war geplant, musste jedoch Corona-bedingt verschoben werden.
Fast wähnt man sich in einer anderen Welt, als Oberbayern noch von Kirche, Bauern und Handwerk geprägt war – und nicht von BMW, Hightech und Tourismus. Es ist ein gewisser verklärender Blick auf eine längst vergangene Zeit, die Rattelmüller da fotografiert hat. Waren die 1950er-Jahre nicht auch die Zeit der Schwabinger Studentenkrawalle, des Rock ’n’ Rolls und einer beginnenden Moderne mit Hochhausbau, Kino und dem Beginn des Fernsehzeitalters? Sei’s drum … Die Fotos sind jedenfalls eine Schau. dw
Das Buch
„ausgesprochen bayerisch“. Lebensart, Handwerk und Bräuche in Oberbayern in den Fünfzigerjahren, allitera Verlag, 29,90 Euro; Direktbestellung beim Verlag www.allitera.de möglich