München – Normalerweise geht es Schlag auf Schlag: Alle fünf Minuten eine Führung mit bis zu 58 Personen – das bedeutet in der Hochsaison bis zu 6000 Gäste täglich in Schloss Neuschwanstein. Vergangenes Jahr waren es insgesamt 1,44 Millionen Besucher. Für 2020 gibt es noch keine Bilanz. Sicher ist aber: Es waren bedeutend weniger – und das nicht nur wegen der beiden Lockdowns. Zum Schutz vor Corona waren auch im Sommer pro Führung nur zehn Teilnehmer erlaubt. „Das sind am Tag 1080 Besucher“, erklärt Ines Holzmüller, Sprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung.
Ähnlich war es bei anderen Sehenswürdigkeiten. Zwar drängte es viele Bayern nach draußen, an den Ausflugsorten war der Ansturm besonders an den Wochenenden groß. Trotzdem gab es 2020 insgesamt einen Rückgang: „Aufgrund der Schließung und der Besucherlimitierung durch die Corona-Schutzmaßnahmen liegen die Besucherzahlen bei etwa einem Drittel des Vorjahres“, heißt es beim Salzbergwerk Berchtesgaden. In einem gewöhnlichen Jahr kommen rund 350 000 Gäste in das Bergwerk. Doch heuer durfte fünfeinhalb Monate niemand empfangen werden. Auch die Alte Saline in Bad Reichenhall war geschlossen. Die Wiedereröffnung ab Juni mit einem Hygienekonzept verlief zwar gut, doch ab 21. Oktober war wieder Schluss: Der Kreis Berchtesgadener Land ging als Corona-Hotspot früher in den Lockdown.
Das betraf auch den Königssee. „Normalerweise sind dort 40 Prozent ausländische Touristen“, sagt Michael Grießer, Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt. „Dieses Jahr waren es vor allem Einheimische.“ Am Königssee war im Sommer so viel los, dass nicht jeder befördert werden konnte. „Oft mussten wir den Fahrkartenverkauf vorzeitig einstellen“, sagt Grießer. „Wir haben freiwillig die Kapazitäten auf den Schiffen reduziert, um alles zu entzerren.“ Es sei auch eine logistische Herausforderung gewesen: „Es waren weniger Busgruppen und stattdessen mehr Individualgäste, die mehr Zeit am See verbringen“, erklärt er. „Am Abend wollen viele gleichzeitig wieder zurück.“ Insgesamt hatten die Schiffe am Königssee, dem Tegernsee, dem Starnberger See und dem Ammersee knapp 800 000 Fahrgäste. „Das sind gut die Hälfte der Fahrgäste von 2019“, sagt Grießer. „Zum Glück haben wir Rücklagen aus den letzten Jahren.“
„Gravierende Einschnitte“ bedeuten die Schließungen auch für die Bergbahnen und Skilifte der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG. „Die Verluste in der Skisaison sind nur schwer aufzuholen“, sagt Sprecherin Verena Altenhofen. Der Sommer jedoch sei „sehr besucherstark“ gewesen. 450 000 Gäste machten einen Ausflug zur Zugspitze – fast so viele wie in einer normalen Saison. „Wir haben davon profitiert, dass viele nicht ins Ausland konnten“, berichtet Altenhofen. Um Infektionen zu vermeiden, seien die Kapazitäten in den Kabinen um rund ein Drittel reduziert worden. Derzeit sind die meisten Mitarbeiter in Kurzarbeit. „Aber die Arbeitsplätze sind nicht akut gefährdet“, betont Altenhofen. „Es gibt keine Kündigungen.“
Beim Salzbergwerk Berchtesgaden habe es keine Corona-bedingten Auswirkungen auf die Belegschaft wie etwa Kurzarbeit gegeben, teilte eine Sprecherin des Betreibers, der Südwestdeutschen Salzwerke AG, mit. Schichten und Pausenzeiten seien entzerrt worden. Die Hoffnung ist, kommendes Jahr „unter Corona-Schutzauflagen öffnen zu können“ – das Bergwerk und die Alte Saline. Allerdings sei eine verfrühte Lockerung fahrlässig, so die Sprecherin: „Daher akzeptieren wir es, wie es kommt.“
Bei den bayerischen Schlössern laufen die Vorbereitungen für die Wiedereröffnung. Die Zeit wird für Reinigungen und die Pflege der Anlagen genutzt. „Um die vielen prachtvollen Gärten winterfest zu machen, müssen zum Beispiel die Hecken geschnitten werden“, sagt Holzmüller. „Auch in den Gewächshäusern gibt es einiges zu tun.“ Außerdem würden die Parkbänke saniert.
Kaum Verluste auf der Zugspitze