München – Fans von Feuerwerk haben es dieses Silvester schwer: Der Verkauf von Knallern und Raketen, abgesehen von Knallerbsen und Wunderkerzen, ist seit 16. Dezember bundesweit verboten – es können höchstens Altbestände gezündet werden. Und das nur im eigenen Garten oder auf dem eigenen Balkon. Denn auch zum Jahreswechsel darf niemand ohne triftigen Grund zwischen 21 Uhr und 5 Uhr Haus oder Wohnung verlassen. Anstoßen mit den Nachbarn auf der Straße: verboten. Innenminister Joachim Herrmann kündigte an, dass die Polizei „in der Nacht zum neuen Jahr die Einhaltung der Corona-Regeln intensiv und mit verstärktem Personaleinsatz kontrollieren“ werde.
Manchen bayerischen Städten geht das nicht weit genug: Nürnberg und Augsburg wollten die Knallerei im gesamten Stadtgebiet verbieten, private Flächen eingeschlossen. Augsburg scheiterte damit gestern endgültig vor dem Verwaltungsgerichtshof (wir haben berichtet), gegen die am Montag erlassene Verfügung der Stadt Nürnberg lag ebenfalls bereits ein Eilantrag vor. Regensburg bleibt beim Verbot auf öffentlichen Plätzen, ebenso wie München, das Feuerwerk in der gesamten Umweltzone innerhalb des Mittleren Rings verbietet, und Ingolstadt, wo Böllern in der Altstadt verboten ist.
Auch in der Region gibt es Kommunen, die schon vor der Pandemie Feuerwerksverbote für bestimmte Plätze erlassen haben. In Moosburg und Freising ist das Abfeuern von Silvesterraketen seit Jahren untersagt. Im Landkreis München gilt an 35 Orten ein striktes Feuerwerksverbot, so am Bürgerplatz in Oberschleißheim oder an der Freizeitanlage im Landschaftspark in Ottobrunn. Verstöße werden mit 500 Euro Strafe geahndet. Wer gegen das Böllerverbot in der Altstadt von Wolfratshausen verstößt, muss sogar mit bis zu 5000 Euro Strafe rechnen. Weitere Sperrzonen im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen: die Tölzer Marktstraße und das Kloster Benediktbeuern.
Der Landkreis Starnberg hat, „damit es auch wirklich keine Missverständnisse gibt“, zusätzlich zu den in Bayern geltenden Regeln eine Allgemeinverfügung erlassen. Die verbietet „das Mitführen oder Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen“ unter anderem entlang der Seepromenade in Starnberg und Herrsching und an allen S-Bahnhöfen.
Ebenfalls per Allgemeinverfügung regelt der Landkreis Erding, dass Feuerwerk auf allen öffentlichen Plätzen verboten ist. Ein Verbot, das Privatgrundstücke betrifft, zog das Landratsamt am Mittwoch zurück.
Während Dachau das Böllern auf dem Schlossplatz verbietet, gibt es für die Landkreise Fürstenfeldbruck und Ebersberg keine Verfügungen. Die Gemeinde Peiting im Landkreis Weilheim-Schongau – wo die Stadt Schongau und mehrere Gemeinden ein Böllerverbot an unterschiedlichen Stellen durchsetzen – wollte ursprünglich ein flächendeckendes Verbot aussprechen, beließ es aber am Ende bei einem Appell an die Bürger, es dieses Silvester ruhig anzugehen.
Es mag zwar ruhig werden dieses Jahr, dafür wird man zum Jahreswechsel vielerorts die Kirchenglocken hören können, die sonst im Lärm der Raketen untergegangen sind. Pfarrer Rainer Maria Schießler kündigte an, die sechs Glocken von St. Maximilian eine Viertelstunde läuten zu lassen. Die Kinderpastoral im Erzbistum München und Freising hat eine Andacht zum Thema „Heiliger Silvester“ ins Netz gestellt. Dazu gehört auch eine Bastelanleitung für kindgerechte Knallbonbons. Der Jahresschlussgottesdienst von Kardinal Reinhard Marx um 17 Uhr aus dem Liebfrauendom wird online übertragen (www.erzbistum-muenchen.de/stream). Evangelische Gottesdienste werden auf Youtube auf dem Kanal „bayernevangelisch“ übertragen.
Gebimmelt statt geböllert wird auch im Allgäu: Nach einem Aufruf in sozialen Netzwerken wollen viele dort das neue Jahr mit Kuhglocken einläuten. Die Aufforderung wurde auf Facebook unter dem Titel „S’ Allgäu schealed“ verbreitet. Das Jahr 2021 solle schließlich „nicht klanglos beginnen“, schreiben die Initiatoren.
K. BRACK UND C. MÖLLERS