München – Für jeden war 2020 ein verflixtes Jahr, auch für Kabarettist Christian Springer, dem die Pandemie seine Auftritte vermasselte. Und dann wirbelte mitten in der Coronakrise auch noch die gewaltige Explosion in Beirut die Aktivitäten seines Orienthelfer e.V. durcheinander – dessen Hilfe für die Flüchtlingslager im Libanon wird von der Hauptstadt aus koordiniert. Der Lockdown sorgte dafür, dass Springer es schaffte, in diesem Drama Freude zu spenden.
Die Explosion eines Düngemittellagers zerstörte am 4. August im Beiruter Hafen alles, in der Stadt wurden über 6000 Wohnungen beschädigt, über 300 000 Menschen wurden obdachlos. Die Druckwelle vernichtete drei Krankenhäuser, über 150 Schulen und Kindergärten. „Jetzt sind viele Menschen wieder in ihre Häuser zurückgekehrt“, berichtet Springer. Das Problem: „Die Scherben sind weg, aber in den Wänden sind nur Löcher, keine Fenster.“ In dem von Finanzkrise, Korruption und Misswirtschaft gebeutelten Land können sich viele die Reparaturen nicht leisten. Wo Fenster waren, sind jetzt oft nur Pappkartons, im Winter wird es für die Beiruter kühl und klamm. Auch Heizmaterial können sich viele nicht leisten.
Ein Mitarbeiter von Springer hatte die Idee, wie man den Beirutern helfen kann: Mit Decken in Schweizer Armee-Qualität. Sie halten noch warm, auch wenn sie nass sind. Springer bestellte sofort so viele Decken wie er konnte, es waren 4750 Stück. „Und unsere Partner vor Ort gingen mit ihren Namenslisten durch die zerstörten Stadtviertel und verteilten die Decken.“ Mittlerweile sind alle Decken verteilt.
Mit den Weihnachtsspenden konnten noch mal 6000 Decken bestellt und verteilt werden. Springers Orienthelfer kümmern sich auch um Flüchtlinge an der libanesischen Grenze. Christian Springer: „Je mehr wir dort Menschen über das schlimmste Elend helfen können, desto mehr weiß ich: Ich lebe hier im Paradies.“ JOHANNES WELTE