München – Gerne würde Miriam Efler am Dreikönigstag wieder von Haus zu Haus ziehen und mit einem festlichen Gewand und einer goldenen Krone auf dem Kopf an den Türen klingeln. Die Zehnjährige engagiert sich bei den Sternsingern in Neuried (Kreis München), um den Menschen den Segen zu bringen und Spenden zu sammeln. „Normalerweise singen wir und sagen einen Segensspruch“, erzählt sie. „Es ist schon ein bisschen schade, dass es nicht geht.“
2021 steht die Sternsingeraktion unter dem Motto „Kindern Halt geben – in der Ukraine und weltweit“. Die Spenden kommen bedürftigen Kindern zugute, die Ukraine ist heuer Schwerpunktsland. „Es ist schön, dass man damit Armen hilft und den Leuten eine Freude macht“, findet Miriam Efler. „Die meisten sind sehr nett und freuen sich, wenn wir kommen.“ Doch heuer wäre der direkte Kontakt wegen der Corona-Gefahr zu riskant.
Ganz ausfallen soll die Sternsingeraktion aber trotzdem nicht. Im Münchner Liebfrauendom fand gestern ein Gottesdienst zur offiziellen Eröffnung des Dreikönigssingens im Erzbistum München und Freising statt. In normalen Jahren wären mehrere hundert Sternsinger dabei gewesen, doch dieses Mal konnten nur wenige Kinder und Jugendliche aus drei Familiengruppen aus Solln, Freising und Langengeisling (Kreis Erding) mitfeiern. „Ihr könnt mit uns die Welt verändern, mit uns ein Segen sein. Ihr könnt mit uns der Erde Gutes tun und Friedensboten sein“, heißt es in dem Sternsingerlied, das am Anfang des Gottesdienstes zu hören war. Und all das ist auch dieses Jahr möglich – obwohl nicht wie vergangenes Jahr rund 600 Gruppen durch die Pfarreien in der Erzdiözese ziehen. „Ihr bringt den Segen zu den Menschen“, erklärte Weihbischof Bernhard Haßlberger den Sternsingern. „Ihr dürft den Menschen von Gott her Gutes zusagen.“
Dafür haben sich viele Pfarreien Alternativen zu den Hausbesuchen überlegt. „Wir haben Segensaufkleber beschriftet“, erzählt Miriam Efler. Diese werden in der Kirche gesegnet und können von den Gläubigen selbst an den Haustüren angebracht werden. Die Zehnjährige ist deshalb am Dreikönigstag trotzdem als Sternsingerin unterwegs – aber ohne Kostüm und nicht in der Gruppe, sondern nur mit ihrer Schwester. Alle Neurieder, die sich angemeldet haben, bekommen von den Sternsingern ein Päckchen mit dem Aufkleber, Weihrauch und einen Spendenflyer in den Briefkasten geworfen.
Dieses Angebot gibt es in vielen Pfarreien. „Es ist wenig, aber besser als nichts“, sagt Stephan Burger, der die Sternsingeraktion für den Pfarrverband im Würmtal, zu dem St. Elisabeth in Planegg (Kreis München) und St. Vitus in Stockdorf (Kreis Starnberg) gehören, koordiniert. „Dieses Jahr ist es besonders schwierig, Sternsinger zu finden“, sagt er. Denn auch die Vorbereitungstreffen mussten ausfallen. Stephan Burger plant neben Tütchen noch eine weitere Sternsinger-Überraschung: „Wir wollen eine Grußbotschaft ins Internet stellen“, sagt er.
Eine große Online-Aktion findet im Bistum Augsburg statt. Bei dem Projekt „Sternsingen in der Cloud“ singen Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Orten ein gemeinsames Sternsinger-Lied, das in den Pfarreien abgespielt werden soll. Sternsinger aus dem Bistum werden dazu aufgerufen, an einem Quiz rund um das Thema Sternsingen teilzunehmen. Pro Teilnehmer spendet die Abteilung Weltkirche des Augsburger Bistums fünf Euro. Falls mehr als 200 Kinder und Jugendliche teilnehmen, gibt Bischof Bertram Meier noch einmal 1000 Euro dazu.
Das Kindermissionswerk, das bundesweit das Sternsingen organisiert, plädiert ebenfalls für verantwortungsvolles und kontaktloses Sternsingen. Es bietet auf seiner Internetseite einen virtuellen Sternsingerbesuch mit Segen an. Dort gibt es auch eine digitale Spendendose und Informationen zu den Projekten, die unterstützt werden. Vergangenes Jahr waren es weltweit 1623 Projekte in 108 Länder. (mit lby)
Sternsinger im Internet
Spendenmöglichkeiten und den virtuellen Segen gibt es auf der Homepage www.sternsinger.de.