Ferien mit offenem Ende

von Redaktion

VON DOMINIK GÖTTLER

München – Wie geht es weiter in den Klassenzimmern nach den Weihnachtsferien? Darüber wollten heute die Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin beraten, morgen dann das bayerische Kabinett. Gestern bereits verständigten sich die Kultusminister der Länder in einer Videoschalte auf einen Drei-Stufen-Plan zur Wiederaufnahme des Schulbetriebs – der allerdings lässt die wichtigste Frage, nämlich wie es konkret am Montag weitergeht, offen.

Die Kultusminister stellten fest, dass die Schulen wegen der hohen Inzidenzwerte wohl länger als geplant geschlossen bleiben müssen. Sollte es die Situation in einzelnen Ländern erlauben, sei die Wiederaufnahme des Schulbetriebs in Stufen möglich. Zuerst sollten dann die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6 an die Schulen zurückkehren. Durch eine Halbierung der Klassen solle dann für die höheren Klassen Wechselunterricht ermöglicht werden. Abschlussklassen sollen ausgenommen sein, sodass sie sich angemessen auf Prüfungen vorbereiten können.

Für Bayern hatte Kultusminister Michael Piazolo (FW) bereits die Möglichkeit genannt, in den Grundschulen im Wechselunterricht wieder zu starten, damit die Jüngsten wenigstens teilweise im persönlichen Kontakt mit den Lehrkräften bleiben können. Gestern brachte er einen weiteren Vorschlag vor: Er könne sich vorstellen, die Faschingsferien nach vorne zu ziehen und an die Weihnachtsferien anzuhängen. Aber auch Distanzunterricht sei möglich. All das müsse im Kabinett diskutiert werden. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zuletzt zur Zurückhaltung bei den Schulöffnungen gemahnt, aber noch keinen konkreten Plan formuliert.

Piazolo verteidigte gestern eine stark unterschiedliche Vorgehensweise innerhalb Deutschlands. Die Corona-Inzidenzwerte in einigen Gegenden seien vier Mal so hoch wie in anderen. Bayern wies gestern mit einer Inzidenz von 159 das fünfthöchste Infektionsgeschehen in Deutschland hinter Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg auf. „Daher ist es weiter sinnvoll und richtig, dass die Länder bei unterschiedlichen Ausgangslagen auch teilweise unterschiedlich agieren“.

Auch Simone Fleischmann vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) hielte es für verantwortungslos, ab Montag wieder flächendeckend den Präsenzunterricht zu starten. „Aber sobald Politiker und Virologen es verantworten können, muss zumindest in den niedrigeren Jahrgangsstufen wieder Wechselunterricht angeboten werden.“ Die Entscheidung, wann und wie unterrichtet werde, dürfe aber nicht auf die Schulen und die Gesundheitsämter abgewälzt werden. „Die Politik muss hier klare Ansagen machen.“

Für individuelle Lösungen plädiert Fleischmann stattdessen bei den Übertrittsklassen. „Hier stellt sich die Frage, wie die Lehrer etwa in der vierten Klasse noch ihre Noten zusammenbekommen sollen.“ Während in manchen Klassen die Prüfungen bis zu den Weihnachtsferien wie gewohnt geschrieben werden konnten, hängen Klassen mit Quarantäne- und Corona-Fällen hinterher. Fleischmanns Wunsch nach einer Übertrittslösung gemäß dem Elternwillen mit Beratung durch die Lehrer hatte Piazolo abgelehnt. „Hier erwarten wir eine Antwort, wie der Übertritt stattdessen fair geregelt werden soll.“

Bleiben die Schulen weiter geschlossen, führe das für viele Eltern zu einem Betreuungsproblem, sagt indes Martin Löwe vom Bayerischen Elternverband. „Es muss zumindest eine Notbetreuung sichergestellt werden.“ Löwe plädiert dafür, Kinder, in deren Familien das umsetzbar ist, auch zu Hause zu beschulen. Etwa mit Live-Streams aus dem Klassenzimmer – sofern technisch möglich.

In Sachen Technik stellt die SPD-Landtagsfraktion dem Kultusminister ein Ultimatum. Wenn die Lernplattform Mebis am Montag wieder kollabiere, müssten Piazolo und seine Staatssekretärin zurücktreten, so die Forderung. Aber vielleicht sind nun am Montag ja ohnehin noch Ferien.

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