München – Das Wintersemester endet – und die Prüfungen starten. Studierende an der Technischen Hochschule Ingolstadt haben jetzt eine Online-Petition gegen Präsenzprüfungen initiiert. „Auch, wenn es rechtlich möglich ist, ist es nicht sinnvoll“, sagt ein Informatikstudent. „Wir finden es einfach gefährlich.“ Er sei seit drei Wochen nicht mehr aus dem Haus gegangen, um nicht zu riskieren, krank zu werden oder in Quarantäne zu müssen. Bei den Prüfungen herrscht Maskenpflicht. „Damit ist es schwieriger, sich zu konzentrieren“, berichtet er.
Auch eine Münchner Medizinstudentin ist besorgt: „In anderen Fakultäten gibt es viele Online-Prüfungen, aber wir schreiben Präsenzprüfungen“, berichtet sie. „Bei den Klausuren sind auch Leute dabei, die auf Intensiv- oder Corona-Stationen arbeiten.“ Schon im Sommer habe sie kein gutes Gefühl gehabt, jetzt sind ihre Bedenken noch größer: „Aber wenn ich die Prüfung nicht schreibe, verschiebt sich für mich das Staatsexamen um ein Jahr“, erklärt die 25-Jährige.
Generell gilt: „Die Entscheidung, in welcher Form Prüfungen durchgeführt werden, liegt unter Beachtung der jeweils geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen bei den Hochschulen“, erklärt ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums. Es müsse ein Mindestabstand von 1,5 Metern gewahrt sein und alle Hochschulen hätten Hygienekonzepte. Inzwischen herrsche auch bei digitalen Prüfungen Rechtssicherheit: „Die Teilnahme an elektronischen Fernprüfungen ist freiwillig“, sagt der Sprecher. Als Alternative müssten Präsenzprüfungen angeboten werden. Aktuell werde eine Gesetzesvorlage ausgearbeitet, damit Studenten weiterhin keine Probleme haben, wenn sie aufgrund der Pandemie nicht alle Leistungen erbringen können.
Darauf weist Klaus Becker von der Technischen Universität München (TUM) hin: „Die Studierenden können ohne Nachteile entscheiden, ob sie Prüfungen in diesem Semester ablegen oder nachholen“, sagt er. „Die TUM plant sowohl mit Präsenz- als auch mit Online-Prüfungen“, erklärt er. „Präsenzprüfungen finden selbstverständlich mit strengen Infektionsschutzmaßnahmen statt.“
Auch an der Hochschule Ingolstadt werden Fristen ausgesetzt. Hier entscheiden die Professoren, in welcher Form die Prüfungen stattfinden. „Wir stellen Räumlichkeiten mit großem Platzangebot bereit“, sagt Sprecherin Melanie Stowasser. Dazu würde zum Beispiel auf das Stadttheater oder die Nibelungenhalle ausgewichen. Es gebe ein Lüftungskonzept, Personal, das aufpasst, dass es zu keinen Menschenansammlungen kommt, und eine Sitzplatzvergabe. Thomas Kolbinger von der Hochschule Landshut erklärt ebenfalls: „Um die Zahl der Präsenzprüfungen möglichst niedrig zu halten, organisieren wir einen guten Teil der Prüfungsleistungen in Online-Formaten.“ Aber: „Grundsätzlich sind auch online angebotene Prüfungen kein Königsweg. Sie bringen einige Fallstricke mit sich.“
An der Ludwig-Maximilians-Universität München lautet die Empfehlung, dass so weit wie möglich keine Präsenzprüfungen stattfinden sollen. Anders verhält es sich bei Staatsexamensprüfungen: Hier obliege die Entscheidung der Staatsregierung. „Die Höchstzahl der Teilnehmer bei Präsenzprüfungen ergibt sich aus den Raumbedingungen“, sagt LMU-Vizepräsident Oliver Jahraus. Im Audimax gebe es normalerweise 900 Plätze. „Jetzt dürften theoretisch 77 Personen hinein“, erläutert er. „Aber wir würden momentan trotzdem dort keine Prüfung mit so vielen Studierenden halten. Wenn wir die Schutzmaßnahmen ernst nehmen, müssen wir das sehr restriktiv handhaben.“