München – Kurz wirkt es, als hole der Ministerpräsident zum großen Lob für seinen Kultusminister nach dem ersten Schultag aus. Doch nach einer Kunstpause fällt das Urteil des Kabinettschefs dann doch etwas zurückhaltender aus. „Der Schulstart war… geht schon“, sagte Markus Söder nach der Kabinettssitzung gestern. In Zeugnissprache übersetzt könnte das so viel heißen wie: Der Schüler hat sich bemüht.
Die gute Nachricht für Kultusminister Michael Piazolo (FW): Die Lernplattform Mebis scheint bisher stabil zu laufen. Man habe die Serverleistung über die Weihnachtsferien verzehnfacht, sagte Söder. Piazolo lässt sich nach eigenen Angaben viertelstündlich über den Status der Lernplattform berichten. Am ersten Schultag am Montag seien 660 000 Anmeldungen von rund 250 000 Nutzern verzeichnet worden. Für Ministerpräsident Söder ist Mebis dennoch eine „altbackene“ Plattform und „kein Zukunftssystem“. Bayern wolle künftig mehr auf Videotools setzen.
Probleme meldeten die Schulen dagegen mit mehreren Programmen von privaten Anbietern, darunter etwa das Videokonferenz-Tool „BigBlueButton“, das auch gestern vereinzelt unter Last in die Knie ging und Videokonferenzen von Lehrern mit ihren Schülern unmöglich machte. Insgesamt sei der Distanzunterricht aber „ordentlich“ angelaufen, betonte Piazolo. Auch, weil sich die Lehrer mit Online-Schulungen und Fortbildungen gut auf die neue Situation vorbereitet hätten.
Piazolo gab auch einen Zwischenstand ab, wie die Notbetreuung an den Schulen derzeit angenommen wird. Demnach nahmen bisher an den Grundschulen rund neun Prozent der Schüler die Notbetreuung in Anspruch, an den Förderschulen waren es 14 Prozent. Das liege in dem Bereich, den man erwartet habe, so Piazolo. In den Kitas sei die Betreuungsquote mit rund 20 Prozent dagegen deutlich höher. Was nach Angaben Söders aber auch mit der Unsicherheit über die Kinderkrankentage zu tun habe. Er hofft, dass weniger Eltern die Notbetreuung in Anspruch nehmen werden, sobald die offenen Fragen geklärt sind.
Die deutliche Kritik des Gemeindetagsvorsitzenden Uwe Brandl (CSU) an dem aus seiner Sicht miserablen Krisenmanagement des Kultusministeriums wies Piazolo zurück. Er betonte, Bayern habe die Zahl der digitalen Endgeräte für Schüler auf 182 000 Stück vervierfacht. Alle Eltern von Kindern, die kein Gerät zu Hause haben, um etwa an einer Videokonferenz teilzunehmen, forderte er auf: „Bitte wenden Sie sich an die Schulleitungen!“ Es seien mehr als genug Geräte vorhanden. An die Lehrkräfte appellierte Piazolo, den Kontakt zu den Schülern über sämtliche Kanäle aufrechtzuerhalten. Egal, ob über Live-Unterricht, Videoplattformen, Chats oder, wenn es per Video nicht klappt, notfalls auch per Telefon. Distanzunterricht werde nie perfekt sein und der Ausnahmefall bleiben. Doch das Wichtigste dabei sei, dass die Lehrer nicht den Kontakt zu den Schülern verlieren. DOMINIK GÖTTLER