München – Absturz im Erdinger Moos: Der Flughafen München hat im Corona-Jahr 2020 die schwärzeste Bilanz seit seiner Eröffnung 1992 hingelegt. Die Zahl der Starts und Landungen ging um satte 65 Prozent auf 147 000 zurück, 270 000 weniger als ein Jahr zuvor. Insgesamt nutzten lediglich 11,1 Millionen Passagiere Deutschlands zweitgrößten Flughafen. Ein Jahr zuvor war mit knapp 48 Millionen ein neuer Rekord erzielt worden. Die Bremsspur ist breit – das Minus beträgt 77 Prozent. Diese Bilanz stellte am Mittwoch die Flughafen München GmbH (FMG) vor. Noch im Sommer, als der Luftverkehr wieder zunahm, hatte FMG-Chef Jost Lammers, für den es ein schweres erstes Jahr war, auf zwölf Millionen Passagiere gehofft.
Nicht ganz so düster fällt das Ergebnis bei der Fracht aus. 151 000 Tonnen wurden umgeschlagen, etwa die Hälfte weniger als 2019.
Wie stark sich die weltweite Pandemie auf das Luftdrehkreuz ausgewirkt hat, zeigt der Monatsvergleich. Denn mehr als die Hälfte aller Fluggäste wurde mit sechs Millionen in den beiden Corona-freien Monaten Januar und Februar gezählt. Während des ersten Lockdowns kam der Luftverkehr fast vollständig zum Erliegen. Die Zahlen brachen um teils über 90 Prozent ein. Im Sommer fand eine leichte Erholung durch den Reiseverkehr statt, doch das Weihnachtsgeschäft fiel in der zweiten Welle erneut nahezu aus. „Die rund 90 regelmäßig in München verkehrenden Fluggesellschaften haben ihr Angebot im Jahr 2020 massiv reduziert oder vorübergehend sogar komplett eingestellt“, teilt ein Flughafensprecher mit.
Für das erste Quartal erwartet Lammers keinerlei Besserung. „Das wird noch sehr sehr hart“, sagte er unserer Zeitung. Erst ab dem Frühsommer rechnet er mit einer Belebung. Die gesamte Branche setzt auf die Corona-Impfungen. „Erst dann kann es wieder aufwärts gehen“, so Lammers. Wachstumstreiber könnte dann der innereuropäische Verkehr sein.
Nach wie vor befinden sich 70 bis 80 Prozent der Belegschaft in Kurzarbeit. Immerhin gibt es einen Notlagentarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2023 verhindern soll. „Wir brauchen die Mitarbeiter ja, wenn es wieder anzieht“, meint der Konzernlenker. Auch an der Ausbildung werde vorerst nicht gespart.
Einige der mehr als ein Dutzend 14 größeren Bauvorhaben werden fortgesetzt, darunter der Bahntunnel für den S-Bahn-Ringschluss in Richtung Erding sowie die Erweiterungen des Vorfeldes Ost und des Terminals 1. Das soll eine Pier erhalten. Derzeit ist es wegen der Flaute in der Luftfahrt geschlossen, zum zweiten Mal seit Ausbruch der Pandemie. Alle Flüge werden bis auf Weiteres über das Lufthansa-Terminal 2 abgewickelt. Neue Konzernzentrale und Hotel liegen aber auf Eis.
Lammers rechnet fürs Vorjahr mit einem „tiefroten Geschäftsergebnis“. Derzeit zehre die FMG von ihren Millionengewinnen in früheren Jahren.