Motiv der Feuerteufel bleibt unklar

von Redaktion

VON ULRIKE OSMAN

Landsberg/Augsburg – Früher sollen sie dicke Freunde gewesen sein – doch heute würdigen sich die beiden Männer auf der Anklagebank keines Blickes. Beide haben kurzgeschorene Haare, tragen Sweatshirts und blaue Gefängnishosen. Seit einem Jahr sitzen sie in Untersuchungshaft. In unterschiedlichen Strafvollzugsanstalten. Ihnen wird eine Serie von Brandanschlägen vorgeworfen.

Die Brandserie erschütterte die Landkreise Landsberg und Weilheim-Schongau vor gut einem Jahr, sie hielt Polizei, Feuerwehren und Landwirte in Atem. Zwischen dem 12. Dezember 2019 und dem 17. Januar 2020 gingen im Lechrain Feldscheunen, Holzlager, Müllcontainer sowie das Lager und die Fahrzeughalle eines Sägewerks in Flammen auf. Kurz nach der letzten Tat wurden die beiden mutmaßlichen Täter von der Polizei geschnappt – ein 25-jähriger Soldat, der zuletzt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen stationiert war, und ein 26-jähriger Arbeitsloser aus dem Landkreis Landsberg. Insgesamt werden ihnen zwölf Brandstiftungen mit einem Sachschaden von knapp einer Million Euro zur Last gelegt. Seit gestern müssen sie sich dafür vor dem Landgericht Augsburg verantworten.

Zum Prozessauftakt legten sie über ihre Anwälte Geständnisse ab. Doch ihr Motiv ist nach wie vor unklar. Als der Vorsitzende Richter Christian Grimmeisen den Prozessbeteiligten erlaubt, den Mund-Nase-Schutz zu entfernen, reißt der 26-Jährige erleichtert die Maske vom Gesicht. Der ruhiger wirkende 25-Jährige behält sie auf. Was hat die beiden geritten in jenen Winternächten vor einem Jahr, als sie mit Grillanzündern und Brandbeschleunigern Holzlager und Feldscheunen, darin befindliche Fahrzeuge und auf den Dächern montierte PV-Anlagen abfackelten? „Zum Motiv möchte mein Mandant nichts sagen“, teilt der Verteidiger des 25-Jährigen mit, der die Hauptschuld auf sich nimmt und alle zwölf angeklagten Fälle einräumt. Der Soldat – Stabsgefreiter und Unteroffiziersanwärter – bereue seine Taten, versichert der Verteidiger Nicol Lödler. „Er weiß, dass es ein Riesenscheiß war.“

Sein 26-jähriger Freund will lediglich bei sechs der Brandstiftungen als Gehilfe beteiligt gewesen sein. Er habe „aus freundschaftlicher Verbundenheit“ mitgemacht, lässt er über seine Anwälte Stefan Mittelbach und Stephan Lucas mitteilen. Den Geständnissen war eine zweistündige Verhandlungsunterbrechung vorausgegangen. Gericht, Staatsanwaltschaft und die Verteidiger versuchten sich zu verständigen. Heraus kam ein Deal: Im Gegenzug für die Geständnisse dürfen die Angeklagten Haftstrafen erwarten, die deutlich unter der möglichen Höchststrafe von zehn Jahren liegen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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