SO SCHAUT’S AUS!

Noch nie war die Welt so alt wie heute

von Redaktion

VON MANFRED SCHAUER, DEM SCHICHTL VON DER WIESN

Die Zeit, sie kennt nur eine Richtung und die heißt Zukunft. Sie braucht keine Energie, ist quasi ein Perpetuum mobile, das wird sich nie ändern. Gehabte Zeit nennt sich Vergangenheit und ist daher sozusagen gewesene Zukunft. So ist zum Beispiel gestern – mit Blick auf vorgestern – eine gewesene Zukunft. Die Zeit hat ihren absoluten Raum in kosmischer Dimension. Sie vergeht am schnellsten im Urlaub, beim Sex, beim Schlafen oder anderer Lieblingsbeschäftigung. Zähflüssig wird’s, wenn der Mensch sie im Knast, bei Siemens, im Stau oder gestresster Ehe verbringt.

Was heutzutage etwas übermütig „Neuzeit“ benannt wird, ist in 879 Jahren unter Umständen semidigitales Mittelalter. Eine Zeit, in der sich Neandertalers Erben mit modifizierten Faustkeilen Respekt verschaffen wollten. Immer noch bar der Einsicht, die Welt hat genug für alle Bedürfnisse, für die Gier reicht’s halt nicht. Das degenerierte Heute wird dem Homo robotic in 879 Jahren noch die Relais erhitzen. Der Verdacht auf Versagen der Human-Manufaktur der Schöpfung liegt nahe. Eitle, aber hirntote Regenten leben ungeniert und ungestraft ihr Ego aus. Dem Erdball, den wir bevölkern, fügen wir größtmöglichen Schaden zu.

Dabei ist die größte Panne dieser Erde der Mensch, ein Desaster der Evolution. Der kalte und leere Mond ist wichtiger für diese Welt, wichtig wie Fauna und Flora, soweit noch nicht ausgerottet. Mindestens das kann dem Mond nicht passieren. Vorläufig. In der nach jetziger Zeitrechnung „Steinzeit“ und noch ein paar tausend Jahre später haben sich, so hab ich es in der Sabel-Schule gelernt, die wilden Mannsbilder um Fressen, Feuer, Saurier und Weiber gestritten. Das tun sie heute noch und damit sie möglichst wild aussehen, perforieren und verätzen sie ihre Körper, als wär’ Ötzi persönlich Modell gestanden.

Das Fell tragen uniformierte Individualisten im Gesicht, heißt heute Oralbehaarung, im Jahr 2900 vielleicht verboten, weil identifiziertes Bakterienhabitat. Aber nur, wenn sich der spätfunktionierende Homo sapiens noch an Covid & Co., den Söder und Impfpflicht für Politiker erinnern sollte. Unter dem Aspekt der kommenden Vergangenheit ist jeder von uns ein Ausgrabungsobjekt in spe! Nicht von der Lava des Vesuvs begraben; von Egoismus, Gier und Arroganz erzeugter Masse überhäuft. Ich rede hier von der „Menschheit“, nicht speziell von Ihnen, auch nicht von jemandem, den Sie nicht mögen, nicht von Ihrem Nachbarn oder Vermieter, von uns halt. Spiegel sind überall, man muss sich nur reinschauen trauen. Welches Lebewesen sägt an dem Ast, auf dem es sitzt? Welche Kreatur versaut die Luft, die sie zum Schnaufen braucht, warum stranden tausende von Walen auf ihrem ureigensten Refugium?

Die Amis haben in den 1980er-Jahren mal eine Rakete ins All geschickt mit den kosmischen Daten unserer Erde. Mit mathematischen, biologischen und chemischen Formeln, Musik von Beethoven und den Beatles dabei und was weiß ich noch. Das alles in der naiven Hoffnung, eine Kontaktaufnahme mit Aliens könnte der Menschheit, mindestens aber den Amis, von Nutzen sein. Sauber, sag ich, da verschicken die meine Heimatadresse an den außerirdischen Max Mustermann mit der Hoffnung, der tut uns schon nix.

Oder doch? Hat nicht die Geschichte gezeigt, die „Entdeckten“ waren immer die Verlierer. Braucht’s eigentlich nicht, wir zerlegen uns gerade selber.

Habe die Ehre, Manfred Schauer

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