Der Rauschberg in den Chiemgauer Alpen ist mit seinen 1671 Metern ein vergleichsweise niedriger Berg. Trotzdem bietet der mehrgipfelige Gebirgsstock im Landkreis Traunstein einen traumhaften Blick über das Voralpenland und ist ein beliebtes Wanderziel. Auf dem Gipfel gibt es sogar eine Startrampe für Drachenflieger und Paraglider. Einst war der Rauschberg Abbaugebiet für Blei und Zink, noch heute ziehen sich stillgelegte Stollen durch den Fels. Seit 1826 werden aber keine Erze mehr abgebaut.
Bezüglich seines Namens kommt man leicht auf die falsche Spur. Na klar, da rauscht was, zum Beispiel Gebirgswasser. Oder: Die Kumpel im Berg waren einem gepflegten Rausch nicht abgeneigt.
Schmarrn, sagt der Namenforscher Wolf-Armin von Reitzenstein. Die Wahrheit sei eine andere und finde sich schon im Erstbeleg von 1048. Auf Lateinisch ist dort vom „montis“ (des Berges) „Ruhinperch“ die Rede. „Das hat überhaupt nichts mit Rauschen zu tun“, sagt Reitzenstein. „Es ist der raue Berg!“
Den nächsten Beleg von 1309 als Rauzperch sieht Reitzenstein kritisch – weil er nur als handschriftliche Kopie existiert. Ob das „z“ dem Fehler eines Abschreibers entspringt, weiß man nicht.
In den folgenden Belegen geht es auch ohne das mysteriöse „z“ weiter. Rauschperg (1566), Rauschperg mons (1583), Rauschenberg oder Rauschberg (1796) sowie Rauschenberg (1861). Es finden sich also zwei Formen. Mal „Rausch“, mal „Rauschen“.
Reitzenstein hat dafür eine Erklärung. „Hier zeigt sich, dass die offiziellen Kartennamen oft von mundartfremden Leuten aufgenommen wurden. Es waren zahlreiche Franken, die die Karten in Bayern angelegt haben – die die Mundart der Bevölkerung nicht kannten.“ Denn in der Volkssprache hieß der Berg wohl schon immer Rauschberg. Darauf deutet der Beleg von 1861 hin, wo als Zusatz steht: „Volkssprache Rauschberg.“ Im Beleg von 1796 wird zudem die These vom rauen, zerklüfteten Berg untermauert. „Bey dem Anblik dieses großen, rauhen, nur mit raschen Wassergräben und finsteren Untiefen durchschnittenen Gebirgs“, heißt es dort. Vom Gipfelblick über das Voralpenland darf man natürlich trotzdem berauscht sein – was mit dem Namen aber wie gesagt nichts zu tun hätte. WOLFGANG HAUSKRECHT