München – Das große Schneetreiben vom Montagabend begann gerade, als ein 23-jähriger Münchner mit einer 20-jährigen Frau aus dem Kreis Fürstenfeldbruck im Auto auf der A95 in Richtung München unterwegs war. Plötzlich kam der junge Mann mit seinem BMW X3 zwischen Sindelsdorf und Penzberg (Kreis Weilheim-Schongau) von der Fahrbahn ab. Ob es an der glatten Fahrbahn lag, ist noch unklar, die Polizei sucht noch immer nach Zeugen, die den Unfall beobachtet haben. Denn den Notruf setzte der Unfallwagen selbst ab. Das eingebaute Notrufsystem meldete gegen 17.15 Uhr den Unfallort an die BMW-Zentrale. So wussten die Retter auch, dass zwei Personen im Wagen waren, zu denen kein Kontakt mehr besteht.
Thomas Müller von der Feuerwehr Penzberg, der am Montagabend mit vor Ort war, hat schon viel gesehen. „Aber so einen Unfall habe ich in 30 Jahren noch nie erlebt.“ Weil das Fahrzeug über die Leitplanke in die Luft katapultiert wurde, krachte es in drei Metern Höhe in eine Baumgruppe neben der Fahrbahn. Die Helfer versuchten noch, die beiden Unfallopfer so schnell wie möglich aus dem Wrack zu befreien. Doch als der Notarzt den Tod der beiden feststellte, war klar, dass sie nur noch deren Leichen bergen konnten. Für die Bergungsarbeiten direkt am Fahrzeug setzte Müller nur seine erfahrensten Kameraden ein – den Jungen wollte er die Belastung ersparen.
Der Einsatz bei Penzberg war wohl der schwerwiegendste am Montagabend. Doch in ganz Bayern mussten in der Nacht Feuerwehren und Räumdienste ausrücken, weil der Winter noch einmal mit voller Wucht zurückgekommen war. Auf mehreren Autobahnen staute sich der Verkehr, immer wieder krachte es. Der Großteil der Unfälle ging nach Angaben der Polizei aber glimpflich aus. In Amberg brach sich ein achtjähriges Mädchen beim Schlittenfahren den Unterschenkel. Den meisten Neuschnee bekam das südöstliche Oberbayern ab, in Ruhpolding etwa registrierte der Deutsche Wetterdienst 45 Zentimeter.
Zumindest heute soll es laut Wetterdienst noch einmal kräftig weiter schneien. Am westlichen Alpenrand werden erneut rund zehn Zentimeter Neuschnee erwartet, im nördlichen Oberbayern etwas weniger. Milder soll es dann erst in der Nacht zum Donnerstag werden. Eine Tauwetterlage bis zum Wochenende sorgt dann dafür, dass der Schnee im Flachland in kräftigen Regen übergeht, der auch die Flusspegel steigen lassen werde.
Wenn der Schnee nass wird, kann das buchstäblich schwerwiegende Folgen haben. Hausdächer könnten durch die Schneelast Schäden nehmen und im Extremfall einbrechen, warnen Experten. Zehn Zentimeter nasser Schnee bedeuteten fast 100 Kilogramm Belastung pro Quadratmeter, sagt Norbert Gebbeken, emeritierter Professor für Baustatik an der Universität der Bundeswehr München. Dies sei etwa die übliche Schneelast von Dächern in München. Je höher der Wassergehalt, desto schwerer sei der Schnee.
Nicht nur auf dem Dach, auch im Wald kann der schwere Schnee zur Gefahr werden. Jörg Meyer vom Forstbetrieb Schliersee sagt, im Moment sei die Lage zumindest in seinem Gebiet noch nicht akut bedrohlich. Aber weil derzeit viele Menschen im Wald vor der Haustür spazieren gehen, mahnt er dazu, den Blick dabei auch immer wieder nach oben zu richten. „Wenn sich die Äste oder ganze Bäume über die Wege biegen oder man schon ein Knacken hört, sollte man unbedingt vorsichtig sein.“ Zudem gelte: „Unbedingt auf den Wegen bleiben und nicht querfeldein durch den Wald spazieren.“