Orangerot wie mein Schnabel – so schimmerte die Haut eines Zweibeiners, der neulich aus dem eiskalten Wasser stieg. Mir blieb der Schnabel offen stehen. „Anderen ist das Wasser selbst im Sommer zu kalt“, quakte ich zu meinen Entenfreundinnen. „Warum friert der hier freiwillig im Wasser?“ Agnes hob die Flügel. „Die Zweibeiner nennen das Eisbaden“, quakte sie. „Das soll gut für das Immunsystem sein.“ Durch die blitzartige Abkühlung muss der Körper so rasch wie möglich Wärme produzieren und in die langen Arme und Beine pumpen. „Das ist wie Bodybuilding für die Gefäße. Da reichen schon ein paar Minuten im See. Das ist aber nichts für jeden.“ Ich nickte. „Ist so ein eiskaltes Bad nicht sehr unangenehm für Zweibeiner?“, fragte ich. „Es kostet sicher Überwindung“, meinte Agnes. „Aber das wird belohnt. Nach dem Eisbaden werden im Körper Adrenalin und Endorphine freigesetzt.“ Letztere sind Botenstoffe, die ein Glücksgefühl auslösen“, schnatterte Agnes. „Weil sich das gut anfühlt, gibt es Zweibeiner, die regelmäßig ins eisige Wasser steigen.“ Sie fühlen sich erfrischt und gut gelaunt. Langsam verstand ich, was Zweibeiner jetzt in den See treibt. Gespannt setzte ich mich ans Ufer – und schaute, ob vielleicht noch einer kommt. Eure Paula