München – Brigitte Lischka hat an der Sinnhaftigkeit von Corona-Schnelltests nie gezweifelt. Und doch war die BRK-Kreisgeschäftsführerin aus Nürnberg überrascht, als sie am Mittwochabend die Zahlen sah. Schon am ersten Tag haben 240 Menschen in Nürnberg das neue Angebot in Anspruch genommen. Von den 240 Schnelltests waren vier positiv. Menschen mit positivem Test bekommen ein Merkblatt, das sie über ihre Pflichten aufklärt, und werden gebeten, schnellstmöglich ergänzend einen PCR-Test zu machen, erklärt Lischka. Die vier Betroffenen am Mittwoch hatten keine Symptome – und hätten vermutlich weitere Menschen infiziert, wenn sie keinen Schnelltest gemacht hätten. Allein deshalb sei das Angebot sinnvoll, findet sie.
Das BRK organisiert die Schnelltests gemeinsam mit Arbeiter-Samariter-Bund, Johannitern und Maltesern. In dem neuen Zentrum können sich Nürnberger oder Menschen, die in Nürnberg arbeiten, testen lassen. Letztere müssen dafür eine Bescheinigung ihres Arbeitgebers vorlegen. Das Ergebnis ist nach 15 bis 20 Minuten da. Die Stadt hat das Schnelltestzentrum aufgebaut – nach dem Vorbild der baden-württembergischen Stadt Tübingen. Nürnberg gehört noch zu den Städten mit einer vergleichsweise hohen Zahl von Corona-Fällen. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag gestern bei 95. Außerdem will die Stadt damit auf die Ausbreitung von Virus-Mutationen reagieren. „Wenn sich möglichst viele Menschen schnell und unkompliziert testen lassen können, verschafft uns das mehr Sicherheit“, sagt Volker Skrog, der Leiter der Nürnberger Berufsfeuerwehr und Mitorganisator des Zentrums. „Besonders, wenn Schulen und Kitas bald wieder geöffnet werden können.“ Wieviel sich die Stadt Nürnberg dieses Angebot kosten lässt, will er jedoch nicht verraten.
Bayernweit ist Nürnberg damit Vorreiter. Auch im Landkreis Pfaffenhofen gibt es kostenlose Schnelltestzentren, die die Kommunen finanzieren. In München hingegen müssen alle, die einen Schnelltest brauchen, dafür 45 Euro zahlen. Für alle, die ihre Angehörigen mehrmals wöchentlich in einem Heim besuchen möchten oder den Test aus beruflichen Gründen machen wollen, wird das schnell teuer.
In einigen Landkreisen in Bayern bietet auch der Freistaat kostenlose Schnelltests an. Vor allem in der Grenzregion, berichtet ein Sprecher des Innenministeriums. Eine Übersicht über diese kostenlosen Angebote gebe es bislang nicht.
In Nürnberg ist das Publikum bunt gemischt, berichtet Brigitte Lischka. Viele machten den Schnelltest, um Senioren besuchen zu können, berichtet sie. „Es waren aber am ersten Tag auch viele Lehrer, Erzieher oder Kinderpfleger, die in der Notbetreuung arbeiten, unter den Getesteten.“
Bislang ist das Nürnberger Schnelltestzentrum drei Tage die Woche von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Terminvereinbarungen sind nicht nötig. „Wir möchten das Angebot so niederschwellig und einfach wie möglich halten“, sagt Lischka. Aktuell sind 18 Einsatzkräfte vor Ort, täglich seien bis zu 320 Schnelltests möglich. Aufgestockt werden könnte das bei Bedarf auf die doppelte Menge. Es gibt keine Beschränkung, wie häufig jemand das kostenlose Angebot in Anspruch nehmen darf, sagt Lischka. „Wir appellieren allerdings, sorgsam damit umzugehen.“