Familiensache im Wahlkreis: CSU sucht Müller-Erben

von Redaktion

Kempten/München – Als Gerd Müller (65) im September überraschend seinen Rückzug aus dem Bundestag ankündigte, sprach er brav vom „Generationswechsel“. Was klang wie eine müde Politiker-Floskel, erweist sich nun allerdings im Wortsinn als wahr: Der langjährige Bundesminister will wirklich an die nächste Generation übergeben: Sein Sohn Marius Müller (30) bewirbt sich in der CSU um das Bundestagsmandat im Oberallgäu.

In der Partei sorgt die Personalie für Wirbel. Müller junior beteuert in der „Allgäuer Zeitung“, das sei „ganz allein meine Idee, mein Vater hat darauf keinen Einfluss genommen“. Müller lebt als Wirtschaftsingenieur und Unternehmensberater in München, fiel politisch weder hier noch da auf. Für ihn spricht, dass der Name seines Vaters Klang hat im Wahlkreis zwischen Lindau und Kempten (und nicht nur dort), für die CSU holte Müller senior 2017 über 50 Prozent. Andererseits sind familiäre Erbhöfe in der CSU seit Strauß-Streibl-Zeiten nicht mehr so gern gesehen.

Kurioserweise gibt es eine weitere Bewerberin aus München – und mit Familiengeschichte. Die frühere Landtagsabgeordnete Mechthilde Wittmann (53) will ebenfalls kandidieren. „Ich kann mir das vorstellen. Mein Lebenszuschnitt hat sich zunehmend nach Kempten verlagert“, sagt sie auf Nachfrage – Wittmanns Lebenspartner ist der CSU-Fraktionschef im Landtag, Thomas Kreuzer; er hat auch den Stimmkreis Kempten/Oberallgäu. Wittmanns Vater Fritz, 2018 verstorben, saß für die CSU bis 1998 jahrzehntelang im Bundestag. Sie kandidiere „ausschließlich aus meiner eigenen Vita heraus, nicht aus der Verbindung zu Thomas Kreuzer, nicht aus der Geschichte meines Vaters“, betont sie.

Das Verhältnis zu ihrem Heimatverband CSU München ist nicht spannungsfrei.

Für den Fall ihrer Wahl wolle sie mit den Töchtern ihren Lebensmittelpunkt ganz in die Region verlagern, sagt sie. Parteiintern gibt es weitere lokale Interessenten; für Mitte April wird eine Entscheidung angepeilt. Die Bundestagswahl ist dann im September.

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

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