München – Nach dem Schulgipfel waren die Beteiligten eigentlich so schlau wie vorher – aber sie hatten auch nichts anders erwartet. Gut zwei Stunden lang berieten Vertreter der Schulverbände in einer Videokonferenz mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) – ohne dass nun hinreichend klar wäre, ob und wenn ja welche Schulen ab kommenden Montag wieder öffnen. Die Staatsregierung legt sich noch nicht fest, will erst Beratungen auf Bundesebene (Mittwoch) und im Kabinett (Donnerstag) abwarten.
Welche Lösung Piazolo bevorzugt, war eigentlich auch schon bekannt: Er hoffe auf eine möglichst rasche Rückkehr zum Präsenzunterricht an Grund- und Förderschulen, ohne etwas versprechen zu können, sagte Piazolo nach dem Schulgipfel. Eine Priorität solle auch auf die Abschlussklassen an Mittel- und Realschulen gelegt werden. Markus Söder soll in allem noch eine Spur vorsichtiger sein.
Klar scheint: Wenn weitere Schulen öffnen, dann lediglich für Wechselunterricht mit geteilten Klassen. Doch genau da schlägt Piazolo mittlerweile Skepsis entgegen. Die meisten Lehrer haben sich im Digitalunterricht gut eingerichtet – nun wieder auf ein Wechselmodell zu gehen, kommt ungelegen. Nur mit Murren wurde vergangene Woche die Entscheidung des Ministeriums umgesetzt, den Abitur-Jahrgang Q12 im (zumeist täglichen) Wechsel mal an den Schulen, mal daheim zu unterrichten. Walter Baier, Chef der Bayerischen Direktorenvereinigung, hatte seinen Unmut über diese Form des Unterrichts („momentan schlechteste Lösung“) schon öffentlich gemacht. Er hält es für kaum organisierbar, dass Lehrer von Stunde zu Stunde auf Distanz und Präsenz umschalten. Vor allem in den Schulen mit schlechtem Wlan sei das kaum machbar.
Anstatt nun weitere Jahrgänge in den Wechselunterricht zu holen, empfiehlt Baier Folgendes: Als ersten Schritt einen vollständigen Präsenzunterricht für die Q12, die dann auf alle Räume im Schulgebäude verteilt werden könnten; als zweiten Schritt einen Präsenzunterricht für die Q11. Erst im dritten Schritt würde Baier die restlichen Schüler zurückholen. „Aber ob wir unsere Schüler alle vor Ostern wiedersehen, da bin ich skeptisch.“ Auch BLLV-Chefin Simone Fleischmann hat beim Wechselunterricht kein gutes Gefühl. „Aber notfalls muss man sich damit anfreunden.“ Auch sie hat Forderungen formuliert: Corona-Schnelltests und eine Priorisierung der Lehrer beim Impfen etwa. Ersteres hat Piazolo zugesagt – ein Konzept sei in Vorbereitung. Beim Impfen kann er nichts zusagen. Auch bei einem anderen Herzenswunsch legt Piazolo sein Veto ein: Eine Rücknahme der Streichung der Faschingsferien kommt nicht. „Bei den Faschingsferien ist die Position bekannt, da gibt es nichts Neues.“ DIRK WALTER