Volkshochschulen kämpfen ums Überleben

von Redaktion

VON CLAUDIA SCHURI

München – Normalerweise wäre schon alles bereit. Die Programme wären fertig, die Kurse und Vorträge organisiert. Bei den Volkshochschulen startet in diesen Tagen das Frühlings- und Sommersemester. Doch heuer sind viele Einrichtungen in großer Not. „30 bis 40 Volkshochschulen drohen existenzielle Schwierigkeiten“, berichtet Christian Hörmann, einer der Vorstände des Bayerischen Volkshochschulverbands. „Einige haben signalisiert, dass es im Frühjahr zur Insolvenz kommen könnte.“

Auch die Zusammenstellung der Angebote sei eine Herausforderung: „Es ist schwer zu planen“, sagt er. „Da ist viel Kreativität gefragt.“ Online-Kurse, Mischformen aus digitalem Lernen und Lernen vor Ort oder ein späterer Beginn von Seminaren seien einige der Varianten. „15 Prozent der Angebote, die sonst in Präsenz stattfinden, gibt es jetzt online“, so Hörmann.

Ähnlich ist es bei anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung. „Normal würde das Programm schon bis September stehen“, sagt Stefan Owander von der Landesstelle der Katholischen Erwachsenenbildung in Bayern, zu der 124 Mitgliedseinrichtungen gehören. „Jetzt wird auf Sicht geplant“, erklärt Owander. Zunächst sei es oft nicht einfach gewesen, die Online-Angebote aufzubauen. „Es gab Startschwierigkeiten wegen des kirchlichen Datenschutzgesetzes“, berichtet er. Ein weiteres Problem: „Viele Teilnahmegebühren sind weggebrochen.“ Je nach Geschäftsmodell habe es die katholischen Bildungseinrichtungen unterschiedlich hart getroffen.

Auch viele Volkshochschulen sind in finanzielle Not geraten. „Insbesondere bei Volkshochschulen, die privatrechtlich organisiert sind, gibt es eine Finanzierungslücke“, erklärt Hörmann. Die Präsenzkurse im Sommer hätten durch die geringere Teilnehmerzahl ebenfalls nicht kostendeckend durchgeführt werden können. „Die Rücklagen sind schnell aufgebraucht und Bundesmittel greifen nicht immer.“ Unsicherheit herrsche auch bei freiberuflichen Dozenten, denen Einnahmen fehlen.

Die Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Erwachsenenbildung in Bayern wiederum sorgt sich vor allem um die Zeit nach Corona. Bisher sei man vergleichsweise gut durch die Krise gekommen – auch wenn bei größeren Einrichtungen Einnahmen fehlen. „Aber die große Gefahr ist, dass nach der Pandemie das Ehrenamt bröckelt“, befürchtet Geschäftsführerin Vera Lohel. „Ohne Ehrenamtliche sind viele Veranstaltungen nicht mehr möglich.“

Sicher ist, dass es bei der evangelischen Erwachsenenbildung auch künftig ein Online-Programm geben wird. „Die Reichweite ist größer“, erklärt Lohel. Derzeit werde eine Internet-Lernplattform erstellt, auf der bayernweit alle Angebote zu finden sein sollen. „Wir sind gerade in der Testphase“, sagt sie. Die Volkshochschulen und die katholischen Institutionen möchten ebenfalls die technischen Erfahrungen weiterhin nutzen. „Wir werden zusammen mit den Einrichtungen den Weg weitergehen“, kündigt Owander an. Aber: „Mit den digitalen Angeboten stößt man manchmal an seine Grenzen. Der zwischenmenschliche Austausch ist nicht im gleichen Ausmaß möglich.“

„Eine Öffnungsperspektive“ wünscht sich deshalb Christian Hörmann. Er kann sich eine stufenweise Rückkehr zu den vhs-Präsenzveranstaltungen vorstellen – natürlich mit Hygienekonzept. „Zuerst könnten die Schulabschlusskurse, die Kurse zur beruflichen Fort- und Weiterbildung und die Integrations- und Deutschkurse in Teilen wieder in Präsenz stattfinden“, schlägt er vor.

Artikel 2 von 11