Landrat ohne Vorerkrankung bereits geimpft

von Redaktion

Donauwörth – Die Reihenfolge ist klar: Menschen über 80 Jahre, Personen mit Vorerkrankungen sowie Pflegefachkräfte und Ärzte sollen als Erste die Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Der Rest muss sich noch eine Weile gedulden. Umso erstaunlicher die Nachricht, dass Stefan Rößle (CSU), Landrat des Kreises Donau-Ries, bereits am 4. Januar die Impfung gegen Sars-CoV-2 erhalten hat. Der 56-Jährige gehört nicht zur Risikogruppe und hat keine Vorerkrankungen.

Der CSU-Politiker erläutert die Hintergründe seiner Impfung: Es ist der Nachmittag des 4. Januar, als Rößle einen Anruf aus dem Krankenhaus in Donauwörth erhält. Es wären zwei Impfdosen übrig geblieben, in Kürze werden sie unbrauchbar. Der Landrat wird gefragt, ob er und seine Stellvertreterin Claudia Marb (CSU) Interesse hätten, sich impfen zu lassen. Er fragt nach, ob es nicht jemand anderen gebe, der die Dosen gebrauchen könnte. Es findet sich niemand. Die Zulassung der Medikamente in Deutschland liegt nur wenige Tage zurück – in der Bevölkerung und beim Personal des Klinikums hält sich die Bereitschaft für die Impfung laut Rößle in Grenzen.

Die Zeiten haben sich geändert, es herrscht Impfstoff-Knappheit. „Heute würde ich anders handeln“, betont Rößle. Und fügt an: „Damals stand ich vor der Entscheidung: Angebot annehmen oder den Impfstoff verfallen lassen.“

Im Krankenhaus fragte der Landrat das ungeimpfte Personal, ob es seine Dose haben möchte. Ohne Erfolg. „Ich sehe es noch vor mir, wie der Arzt mit aufgezogener Spritze vor mir steht und sagt, dass wir jetzt impfen müssen oder die Wirkung verfalle.“

Der Arzt an diesem Nachmittag ist Alexander Wild. Er bestätigt die Abläufe des Tages: „Wir hatten noch zwei Dosen übrig, die Spritzen waren bereits aufgezogen. Da wir uns nicht der Kritik aussetzen wollten, Impfstoff verfallen zu lassen, haben wir uns entschieden, den Landrat und seine Stellvertreterin zu impfen.“ Kurios: Auch der gesunde, 44-jährige Donauwörther Oberbürgermeister Jürgen Sorré (parteilos) erhielt 15 Tage später eine übrig gebliebene Impfdosis.

MARCO BLANCO UCLES

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