Meisterschüler verärgert über geschlossene Werkstätten

von Redaktion

380 Absolventen fürchten um ihre Prüfung – „Es wird dringend“ – Kultusministerium signalisiert Öffnungstermin

München – Eigentlich würde Hermann Wohlleben gerne schon lange wieder in den Schweiß- und Heizungsräumen werkeln. Der 24-Jährige macht den Meistervorbereitungskurs zum Installateur- und Heizungsbauermeister an den Meisterschulen am Ostbahnhof in München. Doch die Corona-Pandemie und die Schulschließungen stellen auch die Meisterschüler vor Probleme: Zum einen seien bisher kaum Prüfungen möglich gewesen, berichtet der Schülersprecher: „Im Zwischenzeugnis können gar nicht alle Fächer bewertet werden, weil es zu wenig Noten gibt“, sagt er. „Das ist natürlich beim Bewerben nicht so gut.“ Hinzu kommt: „Einige Schüler haben Angst, die Prüfung nicht zu schaffen“, erzählt er. „Es ist wichtig, dass wir im Unterricht in der Praxis arbeiten.“

Darauf weist auch Andreas Blümig hin, der sich ebenfalls an den Meisterschulen am Ostbahnhof auf den Feinwerkmechanik-Meister vorbereitet. „Wir müssen uns mit den Maschinen vertraut machen“, sagt er. „Das Programm hat zum Beispiel noch nicht jeder bedient.“ Normalerweise würden im Unterricht Übungsteile hergestellt, denn die Meisterschüler müssen ein Prüfungsobjekt fertigen. Was die Schüler am Ostbahnhof besonders ärgert: „An den Innungen und anderen Bildungszentren darf schon wieder Praxisunterricht stattfinden“, berichtet Hermann Wohlleben. „Dabei machen die dort genau das Gleiche wie wir an den Praxistagen.“ Er und seine Mitschüler finden das ungerecht: „Wir müssen schließlich alle die gleiche Prüfung ablegen.“

Darauf weist auch Schulleiter Georg Junior hin. „Es sind ungefähr 100 Stunden Praxisunterricht, die unsere Schüler im Nachteil sind“, sagt er. Rund 380 Schüler aus mehreren Gewerken sind an seiner Schule betroffen. „So wie uns geht es allen öffentlichen Meisterschulen“, berichtet Junior. Nachdem ab dem 1. Februar auf Initiative des Wirtschaftsministeriums andere Handwerksbildungseinrichtungen zur Vorbereitung auf Abschlussprüfungen wieder mit dem Präsenzunterricht starten durften, habe er sich an das Kultusministerium gewandt – ohne Erfolg. „Das widerspricht dem Gleichheitsgrundsatz“, kritisiert er. „Jetzt wird es dringend, denn im Juni sind schon Prüfungen.“ Er hofft, dass es ab dem 22. Februar mit der Rückkehr der Abschlussklassen in den Präsenzunterricht an seiner Schule wieder losgehen kann.

Auf den Termin verweist auch das Kultusministerium. Bisher sei an den beruflichen Schulen Präsenzunterricht nur erlaubt, wenn bis Ostern Abschluss- oder Kammerprüfungen anstehen, erklärt eine Sprecherin. Es habe unterschiedliche Vorgaben gegeben für Bildungsgänge an beruflichen Schulen in Vollzeit und für Teilzeitlehrgänge zur Aus- und Weiterbildung. „Grund hierfür ist, dass es sich bei den Teilzeitlehrgängen um zeitlich begrenzte Veranstaltungen handelt“, sagt die Sprecherin. Deshalb würden für Schüler, die einen Meisterabschluss an der Meisterschule in einem schulischen Vollzeitjahr erwerben, andere Bestimmungen gelten als für diejenigen, die an zeitlich begrenzten Meisterlehrgängen der Handwerkskammer teilnehmen. Mit der Öffnung kommende Woche werde die Ungleichbehandlung behoben.

Die Meisterschulen am Ostbahnhof jedenfalls sind bereit. „Der Mindestabstand ist leicht zu gewährleisten“, sagt Schulleiter Georg Junior. Zudem gebe es viele weitere Hygienemaßnahmen. Das betont auch Hermann Wohlleben. „Für uns ist jede Woche, in der wir nicht in die Schule rein können, eine verlorene Woche.“ CLAUDIA SCHURI

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