München – Als Kioskbetreiber und Hüttenwirt musste man am Wochenende gerüstet sein. „Es geht scho guad zua“ – lautete etwa die Einschätzung der Wirtsleute auf der Garmischer Tannenhütte gestern Mittag. „Die Leute wissen es zu schätzen, dass sie wieder wandern können“, weiß Paul Hertle. Und dass sie verköstigt werden: Zahlreiche Wild-Burger, Wiener und Landjäger samt Getränken kamen nahe der Faukenschlucht im „To-go“-Verkauf unter die Leute, die sich laut Hertle „erstaunlich disziplinier verhalten“.
Einen regelrechten Massenandrang erlebte hingegen die Walhalla bei Regensburg. Hier schritt die Polizei am Samstagnachmittag ein: Wegen der vielen Besucher, die zum Teil keine Masken trugen und keinen Abstand mehr halten konnten, riegelten die Beamten das Gelände rund um das berühmte Denkmal bis Montag ab.
Freiraum verschafften sich am Samstag auch zwei Wassersportler am Staffelsee: Kurzärmlig paddelten sie mit Kajak und Kanu durch das Wasser, um das verbliebene Eis zu durchbrechen. Der in weiten Teilen noch zugefrorene Eibsee am Fuße der Zugspitze lockte am Wochenende etliche Menschen auf das inzwischen recht dünne Eis. Polizei, Wasserwacht und BRK waren und sind alarmiert. Die Polizei spricht von einer „trügerischen Sicherheit“. Ein Betretungsverbot werde zwar nicht verhängt, aber eindrücklich wird davor gewarnt, die Eisfläche zu betreten: Es herrsche Lebensgefahr. Und die Gefahr, einzubrechen, wird bei zweistelligen Temperaturen von Tag zu Tag größer. Denn dank Hoch „Ilonka“ soll es laut Deutschem Wetterdienst in den nächsten Tagen weiterhin sehr mild bleiben.
Obwohl am Wochenende nahezu sämtliche Wanderparkplätze belegt waren, zieht das Polizeipräsidium Oberbayern Süd eine positive Bilanz. „Normaler Ausflugsverkehr ohne besondere Vorkommnisse“, hieß es auf Nachfrage. Kolonnen von Ausflüglern seien nicht zu vermelden. In Franken sehen die Beamten sogar eine leichte Entspannung im Vergleich zu den Tagen, als es Kinder und Erwachsene zur Wintergaudi in den Schnee und auf die Berge zog. Jetzt scheine sich das Ganze mehr zu verteilen.
Einen dramatischen Einsatz mussten allerdings die Bergretter bei Kreuth (Landkreis Miesbach) bewältigen. Von der Halserspitz kam am frühen Samstagabend ein Notruf von einem 44-jährigen Bergsteiger aus Haar (Landkreis München). Er und sein 33-jähriger Freund hatten sich beim Abstieg auf der Nordseite im Schnee verstiegen. „Sie hingen etwa 200 Meter unterhalb des Gipfels fest und drohten abzurutschen“, teilte die Bad Wiesseer Polizei mit.
Da zu diesem Zeitpunkt kein Polizeihubschrauber einsetzbar war und die Zeit drängte, bargen Luftretter aus Liechtenstein die beiden Männer und übergaben sie per Winde dem Notarzt. Der 33-Jährige kam leicht unterkühlt ins Krankenhaus. Die Bergwacht geht davon aus, dass die beiden Bergsteiger unzureichend ausgerüstet waren. mit as/ag/lby