Islamunterricht soll ausgebaut werden

von Redaktion

München – Die Carl-Orff-Grundschule in Altenerding; die Richard-Higgins-Grundschule in Fürstenfeldbruck; die Grundschule an der Beethovenstraße in Waldkraiburg – das sind nur drei von aktuell 364 Schulen in Bayern, die an dem Modellversuch Islamischer Unterricht teilnehmen.

Es ist ähnlich wie Ethik zu sehen. Es gibt Noten auf mündliche Leistungen und Stegreifaufgaben und am Ende auch eine Note im Zeugnis. Rund 16 000 der 163 000 Schüler muslimischen Glaubens in Bayern besuchen das Unterrichtsfach derzeit – zumeist an Grund- und Mittelschulen, denn am Modellversuch nahmen nur vier Realschulen und drei Gymnasien teil.

Das Unterrichtsfach ist also ausbaufähig, es könnten künftig mehr Schüler Islamuntericht statt Ethik wählen – und das dürfte auch das Ziel des Beschlusses des bayerischen Ministerrats am Dienstag sein: Das Fach soll als Wahlpflichtfach etabliert und an mehr Schulen eingeführt werden. Im Unterschied zur katholischen oder evangelischen Religionsunterricht ist es als staatliches „nichtkonfessionelles“ Angebot zu sehen. Die Grünen begrüßen den Beschluss („endlich“), bezeichnen das Fach aber etwas abfällig als „Ethikunterricht mit islamischer Ausrichtung“ und würden einen Schritt weiter gehen – hin zum echten konfessionsgebundenen Religionsunterricht.

Vorerst ist die Frage jetzt jedoch, welches Tempo beim Ausbau eingelegt wird. Als erster Richtwert wurde im Kabinettsbeschluss die Zahl von 350 Schulen genannt – also sogar weniger, als jetzt am Modellversuch teilnehmen. „Es war immer von einem flächendeckenden bedarfsorientierten Fach die Rede“, sagt Simone Fleischmann vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnnenverband, die den Grundsatzbeschluss aber begrüßt. Sie vermutet: „Jetzt müssen viele, die den Bedarf haben, wohl weiter warten.“

Das Kultusministerium sieht es naturgemäß positiver: Es könnten noch „mehr“ Schulen werden, bestätigt ein Sprecher. Zunächst soll nun der Bedarf von den Schulleitern abgefragt und an das Ministerium gemeldet werden. Danach werde man sehen, ob es auch genug Lehrer gebe. Denn das ist ein Hauptproblem: Derzeit gibt es nur etwa 100 Lehrer in Bayern, die den Unterricht zumeist an mehreren benachbarten Schulen anbieten. Die Ausbildung der Lehrer an der Uni Erlangen soll verstetigt werden – und die Lehrer haben jetzt eine Zukunftsperspektive. Ein Beispiel ist Atilla Saban, der im Landkreis Kelheim gleich für vier Schulen zuständig sind. Als unsere Zeitung ihn im Dezember interviewte, war ihm eine Botschaft wichtig: „Wir machen keinen Koran-Unterricht und wir sind keine Koran-Schule.“

Der Unterricht findet in deutscher Sprache statt und vermittelt sowohl Wissen über die islamische Religion als auch über Werte „im Geiste des Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung“, wie es im Kabinettsbeschluss vom Dienstag heißt. Das ist auch dem Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle wichtig, der 2009 als Kultusminister den Modellversuch eingeführt hatte. Der Unterricht biete „neue Chancen zur Integration muslimischer Kinder“, sagt er. DIRK WALTER

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