Schlehdorf – In Bayern stehen – wie im gesamten Bundesgebiet – zahlreiche Ordensgemeinschaften mangels Nachwuchs vor der Auflösung. Dann stellt sich die Frage, wie es mit der Immobilie, in der Regel ein historisches Klostergebäude, weitergeht.
Diesen Prozess durchlaufen derzeit auch die Missions-Dominikanerinnen im Kloster Schlehdorf (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Die Ordensfrauen verkauften die Anlage Ende 2019 an die Wohnungsbaugenossenschaft (Wogeno) München, die das Haus als sogenanntes „Cohaus Kloster Schlehdorf“ einer neuen Nutzung zuführt. Die Wogeno renoviert derzeit das Gebäude und schafft ein für das Tölzer Land neuartiges Wohngemeinschafts- und Arbeits-Modell („Cluster“) mit Tagungs- und Kulturveranstaltungsmöglichkeiten.
Die Herausforderungen auf diesem Weg sind jedoch groß. Vor diesem Hintergrund hat sich jetzt in Schlehdorf der gemeinnützige Verein „Zukunft Kulturraum Kloster“ gegründet. Ziel ist es, ein Netzwerk zu schaffen, das Hilfe und Informationen bietet, wenn Klöster aufgegeben und einer neuen Nutzung zugeführt werden müssen. Das Projekt richtet sich bundesweit an Ordensgemeinschaften, mögliche Nachnutzer sowie Kommunen und alle behördlichen Stellen, die an einem solchen Prozess beteiligt sind.
Der Verein wurde unter anderem von Schwester Josefa Thusbaß (Ökonomin des Klosters Schlehdorf), Peter Schmidt (im Vorstand der Wogeno) und der Kulturmanagerin Ulrike Rose, Vorstandsmitglied des Fördervereins Bundesstiftung Baukultur, aus der Taufe gehoben.
Das Internet-Portal soll im Sommer online gehen. Das Bundesinnenministerium stellt dafür im Rahmen des Förderprogramms „Region gestalten“ 200 000 Euro zur Verfügung. Langfristiges Ziel des Projekts ist es, den ländlichen Raum als Arbeits- und Wohnort attraktiv zu halten. Die Aufgabe eines Klosters bedeutet für eine Region zumeist einen tiefen Einschnitt, auch in wirtschaftlicher Hinsicht.
Vor Kurzem gab es eine Online-Konferenz. Unter den 24 Teilnehmern waren unter anderem Staatssekretär Markus Kerber aus Berlin, Bayerns Generalkonservator Matthias Pfeil, Vertreter der Regierung von Oberbayern und vom bayerischen Bauministerium sowie Mitarbeiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Die Deutsche Ordensobernkonferenz wurde von Abt Hermann Josef Kugler vertreten. Zudem waren Fachleute für Brandschutz- und Liegenschaftsfragen sowie von Stiftungen zugeschaltet.
In der Runde wurden viele Fragen erörtert: Wie finden Ordensgemeinschaften und Interessierte – etwa Genossenschaften – am offenen Immobilienmarkt zusammen? Wie lässt sich ein tragfähiges neues Gesamtkonzept entwickeln, auch unter Einbeziehung von Kommune und Ordensgemeinschaft? Welche Stellen in Behörden und Kirchenverwaltung sind grundlegend in eine Kloster-Transformation involviert? Was ist bei mehrschichtigen Eigentumsverhältnissen zu tun?
„Wenn man ein Kloster verkaufen will, steht man erst mal wie ein Ochs vor dem Berg“, sagt Schwester Josefa Thusbaß über die eigenen Erfahrungen der Missions-Dominikanerinnen. Das Wissen über diesen Prozess weiterzugeben und sich auszutauschen, sei sehr wichtig: „Es soll nicht jeder die gleichen Probleme durchlaufen. Das kostet Zeit.“