Wenn Flughafen-Manager den Abflug machen

von Redaktion

München – Wäre die Lage nicht so ernst, fielen einem etliche Flughafen-Floskeln ein: Geschäftsführer machen die Düse etwa, wahlweise auch: Geschäftsführer fliegen raus. Mitten in der Krise muss das Flughafen-Management den Weggang von zwei Führungskräften verkraften: Thomas Weyer und Andrea Gebekken, hinter Flughafen-Chef Jost Lammers Nummer 2 und 3 im Konzern, werden die Flughafen München GmbH im Herbst verlassen.

Die Nachricht kursiert auf den Flughafen-Fluren schon einige Zeit. Bei beiden seien individuelle Gründe ausschlaggebend, heißt es nun. Bei Thomas Weyer, der seit 2008 beim Flughafen war und den Bereich Finanzen sowie Infrastruktur verantwortete, liegen sie wohl auch im familiären Bereich; Andrea Gebekken – zuständig unter anderem für das Non-Aviation-Geschäft (also die Verpachtung von Flächen auf dem Flughafen-Gelände) ist erst 2016 zum Flughafen gestoßen. Nun heißt es, sie wolle sich beruflich anders orientieren. Die Nachricht habe im Aufsichtsrat alle überrascht, sagt einer der Beteiligten. Ein Rausschmiss sei es jedenfalls nicht. Momentan sucht eine Unternehmensberatung nach Ersatz, die Positionen wurden europaweit ausgeschrieben. „Das ist jetzt die Herausforderung: Auch wenn der Flughafen derzeit darniederliegt, müssen die Positionen neu besetzt werden“, sagt ein Aufsichtsrat.

Wer auch immer im Laufe des Jahres kommen wird: Er und/oder sie beginnen in einem Krisenunternehmen. Der Konzern FMG – bisher knapp 10 000 Beschäftigte – hat mit dem Betriebsrat Kurzarbeit bis Jahresende vereinbart und will Personal abbauen. In einer internen Mitarbeiterinformation kursierte Anfang Dezember die Zahl von 1500 Stellen. Dazu ist ein mehrstufiges Abbauprogramm gestartet worden. Der Aufruf an Mitarbeiter aus der Flugzeugabfertigung, sich doch als Lokführer oder U-Bahn-Fahrer zu bewerben und umzuschulen, soll nur sehr wenig Resonanz gefunden haben, berichtet Verdi-Betriebsrat Ralf Krüger. Eine Umschulung ist für Mitarbeiter mit Migrationshintergrund alles andere als trivial. Auch die (offenbar nicht sehr üppigen) Abfindungs-Angebote für Mitarbeiter mit kurzer Betriebszugehörigkeit (ab 2018) sind eher spärlich wahrgenommen worden. Mehr Interesse erweckt das Angebot der FMG, ältere Beschäftige („rentennahe Jahrgänge“) in den Vorruhestand zu schicken. Eine dreistellige Zahl an Mitarbeitern habe sich nach einem ersten Aufruf gemeldet, berichtet Betriebsrat Orhan Kurtulan. Jeder Einzelfall müsse wegen dann fehlender Rentenbeitragsjahre aber gut überlegt sein. DIRK WALTER

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