Altötting ist Vorreiter mit digitaler Impfkarte

von Redaktion

Landrat Erwin Schneider setzt eigene Idee bereits um – und hofft, dass der Bund bald nachzieht

Altötting – Wer in Altötting die Zweitimpfung erhalten hat, geht nicht nur mit dem Eintrag im Impfausweis nach Hause – sondern auch mit einer digitalen Impfkarte. Sie hat die Größe einer EC-Karte. Darauf abgedruckt ist ein QR-Code. Er enthält dieselben Daten, die auch im Impfausweis stehen: Name, Datum der Impfung, Impfstoff, Geburtsdatum und Ort der Impfung. „Aber die Daten sind fälschungssicher“, sagt der Altöttinger Landrat Erwin Schneider (CSU). „Und vor allem sind sie so schnell abrufbar, dass mit dieser Karte sogar ein Oktoberfest möglich wäre.“

Schneider selbst hatte vergangenes Jahr die Idee für die Karte. „Ich war in meinem Leben mehr als 30 Mal in Israel“, erzählt er. Ihm war klar: Seine nächste Reise dorthin wird kompliziert. „Es wird nicht reichen, am Flughafen einen gelben Papierausweis vorzulegen.“ Schneider ist Realist genug, um zu wissen, dass auch eine Altöttinger Impfkarte zu wenig sein wird. Aber sie könnte Vorreiter sein für einen bundesweiten digitalen Impfausweis, sagt er. „Die Mindestanforderungen, die die EU für einen digitalen Impfausweis vorgegeben hat, sind mit unserer Karte erfüllt“, betont er. Also nahm er mit der Anstalt für kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) Kontakt auf, die stellte den Kontakt zu dem IT-Unternehmen Ubrich her, das die Idee für Altötting umsetzt.

Der Zollernalbkreis in Baden-Württemberg hat Schneiders Idee bereits übernommen. Die restlichen 399 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland arbeiten bislang noch ohne digitale Karte. Doch immer mehr Landräte und Bürgermeister fragen nun bei der AKDB an, berichtet Sprecher Florian Kunstein. Allein in Bayern handle es sich um eine zweistellige Zahl von Kommunen, die sich vorstellen könnten, das Altöttinger Modell zu kopieren. Und die Nachfrage werde von Woche zu Woche größer, berichtet er.

Der Altöttinger Landrat hatte darauf gehofft, dass das IT-Unternehmen IBM vom Bundesgesundheitsministerium den Zuschlag für die Ausarbeitung des digitalen Impfausweises erhält, so wie es gestern bekannt wurde (siehe Titelseite). Denn IBM plant mit demselben QR-Code-System. Selbst wenn die Altöttinger dann noch mal neue digitale Impfausweise bekommen, wären die Daten schnell übertragbar, weil sie bereits als QR-Code verschlüsselt sind. 3000 digitale Impfkarten sind in seinem Landkreis schon ausgegeben, berichtet Schneider. Die Bewohner in den Seniorenheimen haben keine bekommen – aber alle Bürger, die ins Impfzentrum gekommen sind. „Je mobiler die Geimpften sind, desto größere Bedeutung bekommt die Karte“, sagt Schneider. Im Altöttinger Impfzentrum sind zehn Mitarbeiter nur mit der Ausstellung der EC-Karte großen Impfkarten beschäftigt. Pro Ausweis dauert das etwa fünf Minuten, sagt Schneider. Das digitale Dokument kostet den Landkreis acht Cent pro Bürger. „Die Kosten und der Aufwand sind also sehr überschaubar.“

Bisher werde die Impfkarte gut angenommen, berichtet der Landrat. Nur vereinzelt würden Bürger skeptisch reagieren. Noch spielen diese digitalen Ausweise auch in Altötting keine Rolle. Über Privilegien für Geimpfte wird politisch noch diskutiert – sie dürften sowieso erst eingeräumt werden, wenn alle Bürger ein Impfangebot bekommen haben, findet Schneider. Darauf müsse sich die Politik allerdings vorbereiten, sagt er. Altötting ist das bereits. KATRIN WOITSCH

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