München/Spitzingsee – Bayerns Lehrerverbände sind sich meist ziemlich uneinig: Ob Schulstruktur, Notensystem oder Lehrerbildung – kaum ein Thema, bei dem Einigkeit besteht. Doch in einer Frage sind sich momentan Verbandsvertreter aller Couleur einig: Die geplanten Corona-Selbsttests der Schüler weisen sie mit Empörung zurück. Die Selbsttests sind einer der Auslöser für einen scharfen „Brandbrief“, den der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) gestern früh verschickte.
Neben einem Ultimatum, das Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) sogleich als „schlechten Stil“ zurückwies (siehe Titelseite), fordert BLLV-Chefin Simone Fleischmann auch eine Änderung des Testkonzepts. „Diese Selbsttests der Schülerinnen und Schüler müssen aber zwingend durch Fachpersonal oder durch die Eltern (am besten zu Hause) ausgeführt werden“, heißt es in dem Schreiben an Ministerpräsident Markus Söder (CSU). „Es kann ja wohl nicht sein, dass wir nun auch noch dafür herhalten müssen.“ Weder sei der Gesundheitsschutz der Lehrkräfte gewährleistet noch die Persönlichkeitsrechte der Schüler im Fall eines positiven Testergebnisses. Ähnlich in der Sache, wenngleich weniger schrill im Ton, äußerte sich gestern die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände. Der BLLV verschickte indes sogar ein Formular an seine Mitglieder, mit dem sie formal nach Beamtenrecht der Testung widersprechen können („halte ich die Weisung für nicht rechtmäßig“). Dieses Recht zur Remonstration stelle die Lehrer juristisch von jeder Verantwortung für die Tests frei, auch wenn sie diese letztlich durchführen müssten.
Während sich die Lehrer um die Tests sorgen, hat die Polizei andere Probleme. Sie musste am Wochenende wieder etliche Corona-Verstöße ahnden. An einem Glühwein-Verkaufsstand am Spitzingsee (Kreis Miesbach) rückten rund 100 Menschen so dicht zusammen, dass die Polizei Anrufe über eine „Corona-Party“ erhielt. Beim Eintreffen der Beamten zerstreute sich die Menge schnell, dennoch wurden die Personalien von 35 Menschen festgestellt.
In Ingolstadt löste die Polizei ein Fußballspiel auf. 25 Männer aus unterschiedlichen Haushalten hatten mit Körperkontakt Ball gespielt. Dies wurde als Verstoß gegen die Infektionsschutz-Verordnung gewertet. alle 25 Spieler erhielten eine Anzeige. dw/sg