München – Eine Tonne hat Stefan Düll bekommen. „Und Müllbeutel. Aber ich hab keinen einzigen Test für meine Schüler im Haus“, sagt der Leiter des Justus-von-Liebig-Gymnasiums in Neusäß (Kreis Augsburg). Wenn er über die Corona-Teststrategie für die Schulen spricht, redet sich der Rektor in Rage. „Wir sollen hier Tests planen, die wir nicht haben“, schimpft er. Was er brauche, seien Ressourcen. „Wie kann es sein, dass ein Land wie unseres das nicht hinkriegt?“
Der Frust ist groß bei Bayerns Lehrerinnen und Lehrern. Erst am Montag hatte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) einen Brandbrief samt Ultimatum an Ministerpräsident Markus Söder geschickt, gestern legte der Bayerische Philologenverband (BPV) nach. Von einem Ultimatum hält dessen Vorsitzender Michael Schwägerl jedoch nichts, sagt er. „Das ist nicht zielführend.“ Er ist überzeugt, dass die Lehrkräfte „zu fast allem bereit sind“. Außerdem meint er, die Schüler müssten einmal in der Woche verpflichtend getestet werden.
Auf das Ultimatum des BLLV reagierte gestern auch Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). „Das hat in der gesamten Staatsregierung für Kopfschütteln gesorgt“, sagte er. Das Kultusministerium werde an der beschlossenen Test-Strategie festhalten. „Die Erfahrungen aus Österreich zeigen, dass die Schüler Selbsttests gut hinbekommen. Die Lehrer sollen sie nicht durchführen, sondern beaufsichtigen.“
Das Konzept der Staatsregierung halten die Verbände übereinstimmend für praxisfremd. Viele Lehrkräfte fühlen sich laut Schwägerl „überrumpelt und alleingelassen“, die Unsicherheit ist groß, an vielen Schulen ist unklar, welche Tests geliefert werden. Wenn sie geliefert werden –denn bislang haben viele Schulen noch keine erhalten.
Auch Schulleiter Stefan Düll wäre es am liebsten, wenn seine Schüler getestet in die Schule kämen. „Wir wollen arbeiten. Aber wir wollen getestete Schülerinnen und Schüler.“ kb